Bezugswissenschaften
Journal für politische Bildung 1/2020
- unter Mitarbeit von
- Hermann-Josef Große Kracht, Jörg Hüttermann, Lamya Kaddor, Reiner Keller, Paul Mecheril, Stefan Müller, Gisela Müller-Brandeck-Bocquet, Gunzelin Schmid Noerr, Phillip Wagner
Gegenwärtig richten sich an die politische Bildung hohe Erwartungen. Angesichts eines zunehmenden Rechtspopulismus, einer verbreitenden Skepsis gegenüber der Demokratie, vielfachen unversöhnlichen gesellschaftlichen Debatten, der wachsenden Komplexität globaler Entwicklungen, aber auch des beeindruckenden Engagements junger Menschen für die Bewältigung von Zukunftsfragen, wird ein erhöhter Bedarf an politischer Bildung festgestellt. Welche Anregungen, Ideen, Erwartungen und Anforderungen haben mögliche Bezugswissenschaften für Konzepte und Praxis politischer Bildung bzw. auf welche Erkenntnis…
Bestellnummer: | JpB1_20 |
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EAN: | JpB1_20 |
ISBN: | JpB1_20 |
Reihe: | Journal für politische Bildung |
Erscheinungsjahr: | 2020 |
Seitenzahl: | 80 |
Gegenwärtig richten sich an die politische Bildung hohe Erwartungen. Angesichts eines zunehmenden Rechtspopulismus, einer verbreitenden Skepsis gegenüber der Demokratie, vielfachen unversöhnlichen gesellschaftlichen Debatten, der wachsenden Komplexität globaler Entwicklungen, aber auch des beeindruckenden Engagements junger Menschen für die Bewältigung von Zukunftsfragen, wird ein erhöhter Bedarf an politischer Bildung festgestellt.
Welche Anregungen, Ideen, Erwartungen und Anforderungen haben mögliche Bezugswissenschaften für Konzepte und Praxis politischer Bildung bzw. auf welche Erkenntnisse von Bezugswissenschaften kann sie sich beziehen? Welche Orientierungen bieten verschiedene wissenschaftliche Disziplinen der politischen Bildung? Welche Prioritäten soll die politische Bildung aus dieser Perspektive setzen?
Die Hauptbeiträge dieser Ausgabe fokussieren auf der Grundlage von Debatten und Erkenntnisse verschiedener Disziplinen Impulse für Konzepte und Praxis politischer Bildung. Der Blick von außen soll eine Reflexion aktueller Konzepte und eine Weiterentwicklung oder Vertiefung der Ansätze politischer Bildung ermöglichen und den oftmals vorherrschenden selbstreflexiven Diskurs um politische Bildung überwinden bzw. ergänzen. Die politische Bildung ist auf soziologisch informierte Analysen der Gesellschaft angewiesen. Gleichzeitig ist eine soziologische Grundbildung durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Ansätzen eine Einführung in eine für die politische Bildung konstitutive Multiperspektivität. Die Migrationsforschung zeigt Demokratiedefizite des gegebenen Systems auf, indem sie die Spannung zwischen Bürgerrechten, die immer noch weitgehend an die Zugehörigkeit zu einer Nation gebunden sind, und den allgemeinen Menschenrechten verdeutlicht. Die Psychoanalyse nimmt die emotionalen Grundlagen der Bildung des Subjekts in den Blick und zeigt, dass Mündigkeit nicht als erreichter Zustand, sondern als fortwährender Prozess begriffen werden muss. Sie macht bewusst, dass Wahrnehmungsweisen und Affekte die Menschen bis ins Unbewusste motivieren. Die Konfliktsoziologie arbeitet die Integrationsleistungen ziviler Konfliktanstrengungen heraus und hebt hervor, dass politische Bildung durch Vermittlung von Kompetenzen einer konstruktiven Bewältigung von Konflikten integrative Prozesse fördern kann. Am Beispiel der Debatten um Akzeptanz und Demokratiedefizit der Europäischen Union wird herausgearbeitet, welche Herausforderungen an politische Bildung die Beschäftigung mit multinationalen Organisationen mit sich bringt. Kann sie einen Beitrag zur Arbeit an einer transnationalen Identität leisten? Aus theologischer Sicht ist die Frage nach der Bedeutung des „Christlichen Menschenbilds“ bzw. des Menschenbilds in den Parteiprogrammen der sogenannten Volksparteien ein Beitrag zur Debatte um Grundwerte in der politischen Bildung. Die Geschichtswissenschaft schließlich regt dazu an, die Diskurse der politischen Bildung und die jeweils vorherrschenden Deutungsmuster historisch einzuordnen und zu reflektieren, um die eigene Eingebundenheit und die Beziehungen zu gesellschaftlichen Entwicklungen zu verdeutlichen.
Inhalt
4 Gunzelin Schmid Noerr
10 Stefan Müller, Reiner Keller 16 Phillip Wagner 22 Paul Mecheril 28 Jörg Hüttermann 34 Hermann-Josef Große Kracht
40 Identität und Feindbild
BildungsPraxis 44 Jette Stockhausen, Alexander Wohnig |
MitDenken 4 Lernziel: Mündigkeit
SchwerPunkt 10 Wie funktioniert und was ist „Gesellschaft“?
SchwerPunkt 22 Rassismuskritik und politische Bildung |
ZeitZeugen 40 Deutschland vor der Zerreißprobe?
BildungsPraxis 44 Erkennen – Bewerten – Handeln
ÜberGrenzen 68 Europa nach dem Brexit
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1/2020
54 Projekt abgeschlossen: Empowered / Was
LeseZeichen 60 Gelebte demokratische Praxis / Naturschutz
68 Gisela Müller-Brandeck-Boquet
74 Topografie der Praxis politischer Bildung /
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