Zukunft und junge Menschen im Netz

Medienpädagogische Perspektiven auf das Informations­handeln junger Menschen

Wer mit Fachkräften der politischen Bildung über den digitalen Wandel diskutiert, spricht häufig auch über Zukunftsvorstellungen und damit einhergehende Herausforderungen. Dazu gehören Desinformation, Filterblasen oder Radikalisierung. Große Hoffnung wird oftmals in Medienkompetenz gesetzt. Aber was macht Medienkompetenz im Kontext von Informationshandeln aus und wie kann sie gefördert werden?

In diesem Beitrag werden Ergebnisse empirischer Forschung zum Medienhandeln junger Menschen mit der aktuellen Diskussion um Medienkompetenzen verbunden. Drei Schwerpunkte bieten sich dafür an. (a) Welche Rolle spielen soziale Medien für das Informationshandeln junger Menschen? Wie unterscheiden sie gute Informationen von Desinformationen? (b) Wie bewusst sind ihnen algorithmische Empfehlungssysteme (AES) in ihrem Informationshandeln? Wie bewerten sie AES und wie gehen sie mit ihnen um? (c) Zum Schluss werden Handlungsbedarfe für die medienpäda­gogische Praxis formuliert. Vorher gilt es jedoch, einen kurzen Blick darauf zu werfen, was Medienkompetenz bedeutet. 

Verschiedene Dimensionen von Medienkompetenz

Die Forderung nach mehr Medienkompetenz ist konjunkturellen Schwankungen unterworfen. Die Schwankungen sind häufig mit arbeitsmarktbezogenen Argumentationen verbunden, bspw. in Bezug auf die Notwendigkeit von Anwendungskenntnissen für Software und das schnelle Erlernen von Maschinenbedienung. Diese instrumentell-qualifikatorischen und kognitiven Anforderungen beschreiben einen wichtigen Teil von Medienkompetenz. Sie allein reichen jedoch nicht aus, wenn es um gesellschaftspolitische Aushandlungsprozesse im Netz geht. Denn diese erschöpfen sich nicht in Wissen und instrumentellem Können. Ebenso wichtig ist, dass die User*innen lernen, kritisch mit emotionalisierenden Inhalten oder den sozialen Dynamiken der Ausschließung durch Hassrede in digitalen Räumen umzugehen (siehe unten). Um dieser Komplexität gerecht zu werden, unterscheidet das Projekt Digitales Deutschland I Monitoring zur Digitalkompetenz der Bevölkerung (digid.jff.de) sechs unterschiedliche Kompetenzdimensionen. Neben der (i) kognitiven und (ii) instrumentell-qualifikatorischen Dimension gibt es auch (iii) eine affektive, (iv) eine kreative, (v) eine soziale und eine (vi) kritisch-reflexive Dimension (Digitales Deutschland 2020). Wann einzelne dieser Dimensionen für das Medienhandeln relevant werden können, dafür geben die folgenden Kapitel ausgewählte Beispiele.

Orientierungssuche in sozio-medialen Informationsräumen

Online-Medien spielen eine wichtige Rolle für das Informationshandeln junger…

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Der Autor

Dr. Georg Materna ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Arbeitsschwerpunkt ist Meinungsbildung junger Menschen in sich wandelnden Öffentlichkeiten.

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