Transformation mit realen Utopien voranbringen


Diskussionen um die großen gesellschaftlichen und politischen Fragen unserer Zeit konzentrieren sich oft auf unerwünschte Zukunftsszenarien und auf die Verhinderung von Dystopien. Aber wie sieht es mit erfreulichen Zukünften oder realen Utopien aus? Schon jetzt, im Kleinen, verwirklichte Ideen einer besseren Zukunft und Prinzipien wie Missions­orientierung liefern vielversprechende Ansätze zur Gestaltung der Transformation. 

Es scheint derzeit nicht gerade die Zeit der Utopien zu sein. Im Gegenteil, befinden wir uns doch in einer Zeit multipler, sich einander verstärkender Krisen. Damit verbunden sind eine Vielzahl von politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Umbrüchen und Unwägbarkeiten. Diese kollektiv spürbare „Polykrise” (vgl. Tooze 2022: 24) kam nicht plötzlich, sondern schrittweise. Womöglich markiert die weltweite Finanzkrise und die anschließende Rezession 2008 ihren Beginn. In den 2010er Jahren folgten die Vertreibung von Millionen von Menschen in Folge des Syrienkriegs, der Brexit, die Corona-Pandemie oder der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine – alles Ereignisse, die vermeintliche Gewissheiten – zumindest in der ,westlichen’ Welt – massiv erschütterten, wenn nicht auflösten.  

Die Polykrise kam schleichend 

Hinzu kamen oft als „schleichend” wahrgenommene globale Entwicklungen, deren Folgen immer deutlicher zutage treten, etwa der Aufstieg populistischer Bewegungen in einst als stabil geltenden Demokratien oder die Folgen des Klimawandels. Genauso schrittweise und schleichend kam es zu einer kollektiven Überforderung der Gesellschaft. Denn neben oder im Zusammenhang mit den genannten Ereignissen und Entwicklungen ergaben sich komplexe Aufgaben, denen wir als Gesellschaft (noch) nicht gewachsen zu sein scheinen. Dazu gehört die zukunftsfähige Sicherung zentraler Bereiche der Daseinsvorsorge – Gesundheit und Pflege, Bildung, Energie, Mobilität –, aber auch die Gestaltung der Migration, der Digitalisierung oder überhaupt ein gesellschaftlich verbindender Umgang mit dem rasanten technologischen Fortschritt.  Pessimismus, Vertrauensschwund und ein Gefühl der Unsicherheit stellten sich ein. In einer von ProjectTogether im November 2023 beauftragten repräsentativen Befragung sahen 54 Prozent der Bundesbürger*innen den Staat eindeutig nicht oder eher nicht in der Lage, Krisen zu bewältigen (vgl. ProjectTogether 2023). Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung glauben 84 % der Bürger*innen, dass es künftigen Generationen schlechter gehen wird (vgl. Best u.a. 2023: 15) und mehr als 51 % sind aktuell mit der Demokratie unzufrieden (vgl. ebd.: 17).  

Unwirksamkeit nährt Unbehagen mit der Demokratie 

Politisch äußert sich das steigende Unbehagen mit der Demokratie und ihrer Zukunftsfähigkeit im wachsenden Zuspruch für…

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Die Autor*innen

Johannes Tödte, M.A., ist Head of Communications bei ProjectTogether, Kommunikation zu Themen sozialer Innovation

Nina Schiegl, M. Sc., ist Communications Manager bei Project­Together, Digitale Kommunikation zu Themen sozialer Innovation

Robert Peter, M.A., B. Sc., B. Sc., ist Manager of Public Innovation bei ProjectTogether, Referent für Politischen Dialog und Public Affairs, Weizenbaum-Institut, Digitale Transformation, Skalierung von kommunalen Innovationen

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