Jugend und Demokratie in Zeiten der Coronakrise
Ausgehend von der These, dass die Corona-Pandemie die Lebenswirklichkeit von Jugend grundlegend verändert und sie vor erhebliche Probleme gestellt hat, haben Forscher*innen der HSFK (Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung) eine Reihe aktueller Jugendstudien ausgewertet und deren Ergebnisse im Kontext der Debatten um die Krise der Demokratie bzw. die ‚Postdemokratie‘ reflektiert. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass die politischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, die die Lebenssituation Jugendlicher kaum berücksichtigt haben, zu einer Verstärkung persönlicher Ohnmachtserfahrungen und des Vertrauensverlusts in die Politik geführt haben. Jedoch wird bei jungen Menschen auch eine Gleichzeitigkeit von Entpolitisierungs- und Politisierungstendenzen konstatiert. Politisierung finde weitgehend außerhalb von Institutionen der repräsentativen Demokratie, z. B. in sozialen Bewegungen oder in Sozialen Medien statt.
In der Studie wird für eine Stärkung der Demokratie auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens plädiert (Demokratie als Lebensweise). Außerdem wird betont, dass Jugend keine homogene Gruppe ist, sondern politisches Interesse und Engagement maßgeblich von sozialer Herkunft, Bildungsgrad der Familie bzw. den Bildungslaufbahnen abhängig ist.
Reinhardt, Darius/Friedrich, Hannah/Mullis, Daniel (2022): Fragiles Vertrauen –
Zwischen sozialen Bewegungen und
Politikverdrossenheit. Jugend und Demokratie in Zeiten der Corona-Krise,
PRIF Report 5/2022, Frankfurt/Main. Download: https://t1p.de/f1u4l