Corona hat dem Zusammenhalt schwer zugesetzt

Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung für Baden-Württemberg hat die Corona-Pandemie deutlich negative Spuren in Hinblick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt hinterlassen. Das zeige sich insbesondere bei Gruppen, die ohnehin schon durch ihre Lebenssituation besonders herausgefordert sind: Menschen mit geringem Einkommen oder niedriger Bildung, Frauen, Alleinerziehende oder chronisch Kranke. Unter Zusammenhalt wird in der Studie die Qualität des Miteinanders im Gemeinwesen verstanden. Die Studie thematisiert drei Bereiche: ‚soziale Beziehungen‘, ‚Verbundenheit‘ und ‚Gemeinwohlorientierung‘. Zu beachten ist, dass die Befragung in einer Hochphase der Pandemie im Dezember 2021/Januar 2022 durchgeführt wurde. Im Ergebnis geht der Gesamtindex für Zusammenhalt in Baden-Württemberg von 64 Punkten auf 54 bei einer Skala von 0 bis 100 Punkte zurück. Während 2019 fast 80 % der Befragten den Zusammenhalt vor Ort als gut oder sehr gut bewerteten, reduziert sich diese Quote auf 47 %. Im Jahr 2019 gaben 92 % an, sie hätten Freunde, auf deren Hilfe sie jederzeit zählen können. Im Jahr 2022 betrug dieser Anteil nur noch 83 %. Ein markanter Zuwachs verzeichnet sich in der Auffassung, man könne sich auf niemanden mehr verlassen (9 % im Jahr 2019, 24 % im Jahr 2022). Zudem ist die Zahl derjenigen, die Gerichten und Polizei kein Vertrauen entgegenbringen, signifikant angestiegen (bei Gerichten von 9 % auf 19 %, in Hinblick auf die Polizei von 5 % auf 14 %). Die These, dass in der Krise der Zusammenhalt, die Bereitschaft zu wechselseitiger Hilfe wächst, scheint zumindest nach dieser Studie auf wackeligem Untergrund zu stehen.


Bertelsmann Stiftung (2022): Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg 2022. Kurzbericht. Gütersloh. Download: https://t1p.de/fc7l8

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