Bildung und Digitalität in post-pandemischen Zeiten
Lehrpersonen und Familien waren während der COVID19-Pandemie mit besonderen Herausforderungen konfrontiert und haben unterschiedliche Erfahrungen und Entwicklungen gemacht. Deutlich wurde, dass Technikausstattung und die Förderung des Umgangs damit weniger zentral sind als die Umsetzung von Medienbildungsangeboten auf allen Bildungsebenen und für alle beteiligten Personen. Entgrenzungsprozesse im Leben von Schüler*innen sollten in Lehr-LernSettings berücksichtigt werden.
Auf der Grundlage der sich im Frühjahr 2020 rapide zuspitzenden Lage der in Deutschland angekommenen COVID-19-Pandemie sowie der Empfehlungen und Entscheidungen der Bundesregierung, des Robert-Koch-Institutes (RKI) und der Kultusministerkonferenz (KMK) traten in allen Bundesländern zwischen dem 16. und dem 18. März 2020 zeitlich begrenzte Schulschließungen in Kraft. Diese wurden zunächst für sieben Wochen aufrechterhalten. Anschließend durften Schüler*innen, gestaffelt nach Jahrgangsstufen und z. T. besonderen Unterstützungsbedarfen, wieder in Präsenz an die Schulen zurückkehren (vgl. Fickermann/Edelstein 2020; Fickermann/Edelstein 2021). Dabei wurden die Präsenzzeiten jedoch deutlich eingeschränkt. Fortan prägten wochenweise Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht, lokal begrenzte vollständige Schulschließungen und klassenweise oder individuelle Quarantäneregeln den schulischen Alltag (vgl. ebd.).
Schulschließung als Herausforderung
Schüler*innen und deren Eltern, aber auch Pädagog*innen wurden von den Maßnahmen vielfach völlig unvorbereitet getroffen (vgl. Petschner u. a. 2021; Helm/Huber/Loisinger 2020). Für alle drei Gruppen ergaben sich aus den gewandelten Ausgangsbedingungen unterschiedliche Herausforderungen im Kontext von Lehren, Lernen und Bildungsanlässen. Dabei wurden die Eltern zu den wichtigsten Unterstützer*innen ihrer Kinder in schulischen Fragen (vgl. u. a. Heller/Zügel 2020), und das vielfach parallel zur eigenen Arbeit im Homeoffice (vgl. Möhring u. a. 2020). Die Unmöglichkeit, Freund*innen während des ersten Lockdowns zu treffen, stellte für die Schüler*innen einen (weiteren) tiefgreifenden Einschnitt dar. Die Erkenntnisse gewinnen an Brisanz, wenn berücksichtigt wird, dass vorhandenes Wissen über die Erfahrungen während der Schulschließungen zumeist über nicht repräsentative Onlinebefragungen gewonnen wurde, bei denen davon ausgegangen werden muss, „dass insbesondere jene Kinder und Familien, die vermutlich am stärksten von den Schulschließungen betroffen [waren], in den [...] Befragungen unterrepräsentiert sind“ (Helm/Huber/Loisinger 2021: 301).
Ergebnisse aus Befragungen von Lehrer*innen zeigen, dass die Mehrzahl von ihnen bereits vor der Pandemie digitale Medien einsetzte und nur eine geringe Zahl (zwischen 10 und 30 Prozent) der Befragten sich selbst und/oder Kolleg*innen als nicht kompetent genug für den Fernunterricht einschätzten (vgl. ebd.: 300).…
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Die Autorin
Dr. Jane Müller leitet die Nachwuchsforschungsgruppe „Digitale Souveränität Jugendlicher“ am Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.