Begleitforschung in und aus der Praxis politischer Bildung

Forschung und Praxis der politischen Bildung werden oft als getrennte Bereiche erfahren. Dies liegt auch daran, dass Forschungsprojekte über politische Bildung implementiert werden, in denen Praxis zwar beforscht, deren Organisationen und Fachkräfte aber nicht in die Konzeption der Forschungsvorhaben eingebunden sind. Eine Kooperation zwischen der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) und dem Arbeitsbereich Didaktik der Sozialwissenschaften der Universität Siegen versuchte, dies anders zu gestalten.

Wissenschaft schaut oft von außen auf politische Bildungspraxis, etwa wenn sie Daten erhebt, um Wissen zu testen oder Interviews führt, um Verständnisse, Deutungsmuster und Selbstbilder politischer Bildner*innen zu rekonstruieren. In einem partizipativen Forschungssetting hingegen ist die Praxis politischer Bildung nicht ausschließlich Gegenstand der Forschung. Vielmehr fi ndet in allen Phasen des Forschungsprozesses eine Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft statt. Dies heißt, dass Fragestellungen, die die Forschung leiten, zusammen entwickelt werden. Dabei ist es bedeutend, dass die Fragestellung zum einen auf der Basis wissenschaftlicher Vorerkenntnisse aufbaut und ein Potenzial zur Wissensgenerierung aufweist, sie also eine wissenschaftliche Erkenntnis produzieren kann. Zum anderen muss die Fragestellung oder das Erkenntnisinteresse Potenzial für Verbesserungen (in) der Praxis versprechen. Außerdem kann die Praxis in die Formulierung der Fragestellungen Wissen einbringen, das in der eigenen Arbeit generiert wurde, das aber zu diesem Zeitpunkt nicht zwangsläufi g der Forschung zur Verfügung stand.

Wissenschaftliche Begleitung zum Projekt „Alles Glaubenssache?“

In der Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitsbereich Didaktik der Sozialwissenschaften der Universität Siegen und der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) ging es um die Erforschung von Gelingensbedingungen der Kooperationen im Dreieck zwischen schulischer und außerschulischer politischer Bildung sowie der Jugendsozialarbeit. Dabei standen die Kooperations- und Bildungspraxen im Projekt „Alles Glaubenssache? – Politische Bildung und Prävention in einer Gesellschaft der Diversität“ im Mittelpunkt. Das Projekt wird seit 2018 als ein Begleitprojekt der politischen Bildung zum „Respekt Coach“-Programm vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Das Team im Projekt „Alles Glaubenssache?“ entwickelte dabei vielfältige Angebote zu Themen wie Respekt und Werte, Zusammenleben in Diversität, Miteinander der Religionen, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus. Dabei entstanden unterschiedliche Angebote der politischen Medienbildung wie etwa ein Video-Planspiel zu „Respekt im Klassenchat“, ein interaktives Online-Abenteuer auf Instagram, das Material „Black lives matter“, ein Dokumentarfi…

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Die Autoren

Ole Jantschek ist Bundestutor der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) und Mitglied der JOURNAL-Redaktion.

Jun.prof. Dr. Alexander Wohnig lehrt Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Siegen und ist Mitglied der JOURNAL-Redaktion.

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