Theoriegeleitete empirische Perspektiven auf junge Menschen, Familien und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe während und nach der Pandemie

Dieter Dohmen, Klaus Hurrelmann (Hg.) (2021): Generation Corona? Wie Jugendliche durch die Pandemie benachteiligt werden. Weinheim, Basel (Beltz Juventa), 302 S., 22,99 €

Der Befund, dass die Covid-19-Pandemie Kinder und Jugendliche oftmals besonders hart getroffen hat, gilt in der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte mittlerweile als unstrittig. Für diese Diagnose sprechen u. a. die absehbaren Auswirkungen gravierender Defizite der Allgemeinbildung infolge der Schulschließungen und die Vergrößerung bestehender Bildungsungerechtigkeiten, physische und psychische Beeinträchtigungen von Gesundheit und Wohlergehen und eingeschränkte Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung, Ungewissheiten des Übergangs in das Ausbildungs- und Beschäftigungssystem und last but not least der Anstieg häuslicher Gewalt in der Pandemie. Die verallgemeinernde Rede von einer ,Generation Corona´, welche gleich eine ganze Generation als eine lost generation abstempelt, kann jedoch als fragwürdig gelten, da sie einer hinreichend differenzierten Analyse und Bewertung der sehr unterschiedlichen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche kaum zuträglich sein dürfte. Genauer zu prüfen und zu präzisieren, was es mit der Diagnose einer ‚Generation Corona´ auf sich haben könnte, d. h. welche konkreten Konsequenzen die Corona-Politik auf Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Alters- und Lebenslagen und mit Bezug auf unterschiedliche Kontexte und Problemfelder hat, ist Anspruch und Ziel des von Dieter Dohmen und Klaus Hurrelmann herausgegebenen Bandes. Die dort versammelten Beiträge fassen die Ergebnisse von theoriegeleiteter empirischer Forschung zusammen, die die relevanten Problemlagen aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick nehmen (etwa Lehrkräfte-, Schüler*innen- und Elternsicht), einordnen und diskutieren. 

Gegenstand des ersten Teils ist der Einfluss der Pandemie auf Familie und Kita. Geis-Thöne nimmt in seinem Beitrag solche Gruppen in den Blick (z. B. Alleinerziehende, Familien mit Migrationshintergrund), die bereits vor der Pandemie eher ungünstige Ausgangslagen hatten, und prognostiziert entsprechend, dass Kinder aus diesen Gruppen weniger gute Lerngelegenheiten im Dis­tanzunterricht vorgefunden haben dürften, was negative Konsequenzen für ihre (Kompetenz-)Entwicklung gehabt haben dürfte. Langmeyer u. a. fassen die Ergebnisse der Studie ‚Kind sein in Zeiten von Corona‘ zusammen und können so ein differenziertes Bild der negativen (erhöhte Belastung und Konflikte) und auch der positiven (mehr gemeinsame Aktivitäten) Folgen der Pandemie für das Zusammenleben in Familien (aus Elternsicht) rekonstruieren. Diese wie auch die im nächsten Beitrag vorgestellte Studie von Oppermann u. a. zu veränderten häuslichen und institutionellen Lernumwelten während der Schließung der Kitas zeigen auf, dass viele Kinder durchaus auch von den geänderten Betreuungsverhältnissen zu Hause profitiert haben dürften. Dies…

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Die Rezensenten

Tim Isenberg ist Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungswissenschaft der TU Dortmund.

Johannes Drerup ist Professor für ­Allgemeine Erziehungswissenschaft an der TU Dortmund und Gastprofessor an der ­Freien Universität Amsterdam.

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