Rechte Strategien in zivilgesellschaftlichen Räumen

Wolfgang Schroeder, Markus Trömmer (Hg.): Rechtspopulismus. Zivilgesellschaft. Demokratie. Bonn (Dietz Verlag) 2021, 330 S., 28,00 €


Die Autor*innen des Sammelbands gehen vor allem zwei Fragen nach. Erstens wird gefragt, ob und wie die organisierte Zivilgesellschaft durch rechtspopulistische und -extreme Organisationen, Gruppen, Akteur*innen und Ideologiefragmente unter Druck ist, wie versucht wird, in ihr Fuß zu fassen und ob davon Bedrohungen für die demokratischen Kultur ausgehen. Zweitens geht es um Erfahrungen und Möglichkeiten von Reaktionen, der Auseinandersetzung und Abwehr solcher Bestrebungen in einer wehrhaften Demokratie.

In drei Kapiteln und insgesamt 15 Beiträgen von Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen geht es zunächst um „einführende Überlegungen“ zur Zivilgesellschaft und zu rechten Bedrohungen, dann um die „Strategie und Kommunikation“ rechtspopulistischer Akteur*innen und schließlich um „Einblicke“ in ausgewählte zivilgesellschaftliche Räume. Im ersten Abschnitt werden einleitend die Wechselwirkungen und Gelegenheitsfenster von rechten Aktivitäten, Themen und Logiken in der Arbeitswelt, den Kirchen, der freien Wohlfahrtspflege, in der Kultur und im Sport, dann um die Reaktionen bzw. den Umgang der zivilgesellschaftlichen Organisationen thematisiert. Erstere werden vor allem im Bereich von Dichotomien und Vereinfachungen, dann Tabubrüchen, Provokationen und dem Schüren von Vorurteilen gesehen. Die changierenden Umgangsformen sind mit Merkmalen wie Ignorieren, Auseinandersetzen, Abgrenzen, Ausschließen und Ausgrenzen verbunden.

Frank Decker portraitiert kenntnisreich die AfD und Siri Hummel fragt nach Phänomenen der „rechten Zivilgesellschaft“. Sie identifiziert dabei drei Arten rechter Strategie: „die der Selbstorganisation, der Kaperung und der Diffamierung anderer ZGO“ (Zivilgesellschaftliche Organisationen) (61). Dabei meint „Selbstorganisation“ eigene Bewegungen, Strukturen und Vereinigungen im rechten Lager; „Kaperung“ meint Einflussversuche auf bestehende zivilgesellschaftliche Strukturen und „Diffamierung“ die Delegitimierung von ZGO als Teil des Establishments. Am Beispiel von Ungarn zeigt Nicholas Henkel mit Blick auf Gramscis Analysen den janusköpfigen Charakter der Zivilgesellschaft und wie wirkmächtig hier die rechte Zivilgesellschaft geworden ist – so das „auf lange Sicht geplante Vorgehen Viktor Orbans“ (91).

In den drei Texten des zweiten Abschnitts zu „Strategie und Kommunika­tion“ skizziert Felix Schilk rechte Hegemoniestrategien vor allem der AfD mit Blick auf Metapolitik und Framing sowie „Anschlussfähigkeiten im öffentlichen Diskurs“ (105). Anna Vogel untersucht am Beispiel der Rechtspopulistin Beatrix von Storch die Online-Kommunikation auf Twitter und Sebastian Schmitz macht humoristisch-visuelle Kommunikationspraktiken bzw. „Meme-Konversationen“ (135) als Transportmittel von…

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Der Rezensent

Prof. em. Dr. Benno Hafeneger, lehrte ­ und forscht an der Philipps-Universität Marburg zu „Jugend und außer­schulischer Jugendbildung und rechtem Extremismus“ und ist Mitglied der Journal-­Redaktion.

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