Politische Bildungsarbeit innerhalb autoritärer Tendenzen

Wie funktioniert kritische politische Bildungsarbeit in autoritären Staaten unter schwierigen Bedingungen? Dieser und anderen Fragen ist Özge Erdoğan vom Deutschen Jugendring in einem Interview mit Vertreter*innen des belarusischen und türkischen Jugendrings (RADA bzw. GoFor) nachgegangen. Das Interview hat im April 2023, wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen vom 14. Mai, in der Türkei stattgefunden.


Zunächst eine Frage an RADA: Wie seid ihr organisiert? 
Margo Vorykhava (MV), RADA: Die Hälfte unserer Organisationen befindet sich in Belarus, die andere ist außerhalb des Landes tätig. Die Struktur selbst sieht aus wie bei jedem nationalen Jugendring. Wir haben also die Generalversammlung der Organisationen und wir haben den Vorstand, der von der Generalversammlung ernannt wird. Zudem gibt es einen Generalsekretär. 

Wer ist die Zielgruppe eurer Arbeit?
Ela Evliyaoğlu (EE), GoFor: Wir haben mehrere Zielgruppen, in erster Linie sind es Jugendgruppen und Jugendorganisationen. Wir versuchen, die nicht organisierten Jugendgruppen wie die Assyrische Jugend zu organisieren oder andere Jugendorganisationen, die keine Mitglieder sind, in GoFor einzubinden. Darüber hinaus wenden wir uns an die politischen Verantwor­tungs­träger*innen, um sie über die Einbeziehung und Beteiligung von Jugendlichen zu informieren. 

MV, RADA: Für uns sind junge Menschen selbst die Zielgruppe, unabhängig davon, ob sie organisiert sind oder nicht.

Jugendringe sind für ihre Arbeit auf gute Rahmenbedingungen angewiesen. Welche Fördereinrichtungen oder Strukturen unter­stützen eure Arbeit?
MV, RADA: Wir erhalten keine staatlichen Mittel. Wir arbeiten auf Projektbasis wie viele andere zivilgesellschaftliche Organisationen. Wir haben also keine grundlegende Unterstützung. Wir haben aber Part­ner*in­nen aus verschiedenen nationalen Jugendringen, die uns unterstützen. Im Grunde beantragen wir Gelder wie jede andere zivilgesellschaftliche Organisation auch und müssen auf Basis von bewilligten Projekten ar­beiten. 

EE, GoFor: Für den türkischen Jugendring sieht das ähnlich aus. GoFor hat noch nie staatliche Mittel erhalten oder verwendet. Internationale Geber*in­nen und Partner*innen wie die EU oder nationale Botschaften sind für uns daher besonders wichtig. Sie ermöglichen es uns, Projekte zu fördern. 

Was würdet ihr sagen, welche Rolle spielt das Engagement und die Freiwilligen­arbeit in eurer Arbeit?
EE, GoFor: Damit unsere Arbeit möglich ist, sind wir sehr auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Die Mehrheit derer, die sich in unsere Mitgliedsorganisationen einbringen, sind Freiwillige. Tatsächlich haben 45 % der Mitglieder keine hauptamtlichen Mitarbeiter*innen, das bedeutet,…

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Im Interview

Özge Erdoğan, stellv. Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings. Sie ist insbesondere aktiv in den Themenfeldern der europäischen Jugendpolitik und in bilateralen Partnerschaften.

Margo Vorykhava, Vorsitzende des belarusischen Jugendrings. Sie engagiert sich aus dem Exil ­ für die Sichtbarkeit und die Unterstützung von jungen Menschen in/aus Belarus.

Ela Evliyaoğlu, Referentin des türkischen Jugendrings. Sie arbeitet zum Schwerpunkt (junge) Zivilgesellschaft und ist für die politische Beteiligung junger Frauen sowie für Forschungs­projekte zuständig.

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