„Nur noch schnell die Politische Bildung retten … !?“
Zu einer eigentlich sehr traurigen, jedoch vor Ort sehr lebendigen und diskussionsfreudigen Veranstaltung trafen sich am 10./11. Oktober ca. 50 Akteur*innen der politischen Bildung – Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und einige Vertreter*innen von Verbänden – zu einer Tagung über aktuelle Debatten der Politischen Bildung im Haus am Maiberg in Heppenheim. Diese Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz war in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Ort für fachwissenschaftliche Debatten und innovative Projekte der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung geworden. Die katholische Kirche muss sparen, sie setzt andere Prioritäten und nun ist das Haus geschlossen.
Mit einem Call for Papers hatte der ehemalige Direktor des Hauses, Benedikt Widmaier, zum Nachdenken über aktuelle Ziele und Aufgaben Politischer Bildung eingeladen, über Leitbilder und über die Relevanz politischer Bildung für eine Stärkung demokratischer Prozesse in Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Angesichts der vielstimmigen Rede von Demokratiepädagogik, Demokratiebildung und Demokratieförderung müsse sich Politische Bildung in der Landschaft der Konzepte behaupten.
Thesen zur Lage und Herausforderungen politischer Bildung
Aber welche Politische Bildung soll gerettet werden? Gibt es wirklich ein von Praxis, Wissenschaft und Verbänden gemeinsam geteiltes Verständnis von Politischer Bildung und wie ist es formuliert? Die auf den Call for Papers eingereichten Thesenpapiere zeichneten jedenfalls ein vielfältiges und differenziertes Verständnis Politischer Bildung auch im Verhältnis zu Demokratiepädagogik, Demokratiebildung und Demokratieförderung.
So wurde kühn gegen den im Call for Papers anklingenden Tenor behauptet, dass das Zeitalter der Marginalisierung Politischer Bildung beendet sei. Überlegungen zur Notwendigkeit von Rettungsversuchen erfuhren vehement Widerspruch. Grundsätzlich positiv wurde die Diversifizierung der Landschaft der politischen Bildung bewertet, insbesondere Organisationen von Migrant*innen sollten noch stärker präsent sein. Als zeitgemäße und wirkungsvolle Antworten auf die Krisen der Demokratie wurden Ansätze der Demokratiepädagogik und -bildung vorgestellt. Politische Bildung könne nur noch diskriminierungs-, herrschafts- und machtkritisch gedacht und realisiert werden, lauteten andere Thesen. Zudem wurde die Idee einer intensivpädagogischen Politischen Bildung ins Gespräch gebracht. Ein Loblied auf die Partnerschaften für Demokratie war zu hören, denn sie seien der Weg, um auf kommunaler Ebene Aktivitäten von Jugendlichen zu fördern, für die sonst kein Geld zur Verfügung stehe. In den Thesenpapieren tauchte verschiedentlich das Stichwort kommunale Bildungslandschaften als Raum für engagierte Politische Bildung auf oder es wurde auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Element der Politischen Bildung geblickt. Im…
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Der Autor
Klaus Waldmann,
leitender Redakteur des Journal