Museum neu denken
Dieser Beitrag setzt sich kritisch mit der Diskussion um Lern- und Bildungsorte außerhalb von Schule auseinander, speziell mit dem Museum als relevantem Ort für schulische Bildung. Anhand eines Kooperationsprojekts zwischen Grundschulen, Hochschule und einem neu entstehenden Museum werden alternative Zugänge zum außerschulischen Lernort Museum vorgestellt. Beleuchtet wird u.a. der Einsatz digitaler Tools zur Mitgestaltung von außerschulischen Lernorten. Das Projekt zeigt, wie der Lernort Museum sowie (virtuelle) Ausstellungen von Kindern mitgestaltet werden können.
Außerschulische Lernorte – Begriffsbestimmung,
Konzeption und kritische Reflexion
Die Bezeichnung ‚außerschulische Lernorte‘ wird im erziehungswissenschaftlichen
Kontext für Orte außerhalb der
Schule verwendet, die im Kontext von Schule und Unterricht
zu Lernzwecken besucht werden (vgl. Erhorn/Schwier 2016:
7). Viele dieser neben dem Klassenzimmer bzw. Schulgebäude
aufgesuchten Orte verschreiben sich einem eigenen pädagogischen
Ziel (wie z.B. kulturelles, historisches oder naturwissenschaftliches
Lernen) und folgen einem – nicht
zwangsläufig schulischem – Bildungsauftrag (vgl. Baar/
Schönknecht 2018: 18ff). Erst durch den Einbezug in den
Unterricht erlangen diese Orte ihre schulische Relevanz.
Bildungstheoretisch und didaktisch argumentiert wird der
Einbezug außerschulischer Lernorte über offene Arbeitsweisen,
Organisations- und Interaktionsformen sowie über die
Öffnung der Schule in die Lebens- und Alltagswelt von Kindern
und Jugendlichen. Der Besuch ermögliche Anschauung, eine
unmittelbare Erfahrung eines in der Schule eher kognitiv
behandelten Unterrichtsgegenstands, die multiperspektivische
Erschließung des Lerngegenstands und befördere in besonderer
Weise problemlösendes, handlungsorientiertes und
situiertes Lernen. Lerntheoretisch begründet wird der Besuch
außerschulischer Lernorte mit authentischen Motivationszusammenhängen
für das Lernen sowie der Interessensförderung
der Lernenden.
Der Einbezug des außerschulischen Lernortes wird, zumindest
wenn er von Schulklassen aufgesucht wird, von schulischen
Logiken, wie Lehrplanorientierung, Zeit- und Kostenbegrenzung
und Bewertungskontexten, bestimmt. Es kann nicht zwangsläufig
davon ausgegangen werden, dass eine anschaulich gestaltete
Lernumgebung des außerschulischen Ortes, die z.B.
auf unmittelbare Erfahrung abzielt, auch genau solche pädagogisch
intendierten Ziele bei ihren Besucher*innen evoziert
(Brill/Flügel 2022: 42f). Kritisch sollte danach gefragt werden,
ob zwischen der Orientierung an kindlichen Lebenswelten und
pädagogischen Absichten in formalen Bildungsinstitutionen ein
Spannungsverhältnis besteht. Ein reflektierter Umgang mit den
pädagogisch intendierten Besuchen außerschulischer Lernorte
sollte einen Austausch über die Erfahrungen vor Ort ermöglichen
und offen sein für neue Perspektiven und Rezeptionsweisen
auf…
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Die Autorin
Swaantje Brill ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der Universität Siegen im
Arbeitsbereich Grundschulpädagogik. In ihrer
Forschung beschäftigt sie sich mit Kindern am
außerschulischen Lernort Museum sowie mit
digitalen Lernkulturen in der Grundschule.