Interesse junger Menschen an Geschichte

Seit 2018 führt das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld, gefördert durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ), repräsentative Studien zur Entwicklung der Erinnerungskultur in Deutschland durch. Der seither regelmäßig erscheinende „Multidimensionale Erinnerungsmonitor“ (MEMO) will zeigen, was für Bürger*innen historisch relevant ist und welche Einstellungen zur Erinnerungskultur bestehen. Der Fokus liegt dabei auf dem Erinnern an die Shoah und die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung von Menschen und Menschengruppen in der Zeit des Nationalsozialismus.

Während in den bisherigen Studien die Einstellungen und Orientierungen der Bevölkerung insgesamt untersucht wurden, konzentrierte sich die aktuelle Studie auf junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren und beansprucht, Impulse für die historisch-politische Bildung zu geben. Die repräsentative Befragung wurde in zwei Phasen online durchgeführt. An der ersten Erhebung (September/Oktober 2021) nahmen 3485 junge Menschen teil, der Einladung zur Mitwirkung an der zweiten Erhebung (September 2022) kamen noch 838 Befragte nach. Die Stichprobe wird als „überdurchschnittlich gut gebildet“ (S. 6) charakterisiert. 34,2 % der Befragten hatten eine Migrationsbiografie, 51,8 % gaben eine männliche, 47,6 % eine weibliche Geschlechtsidentität an, 0,6 % verorteten sich als divers. In der Studie werden die Ergebnisse deskriptiv präsentiert. 

Demnach sind 47,1 % der Befragten grundsätzlich an Geschichte interessiert, lediglich 17,5 % äußern, dass sie wenig oder kein Interesse am Thema haben. 35 % der Teilnehmenden entscheiden sich für die Kategorie teils/teils. Mehr als die Hälfte mochte oder mag den Geschichtsunterricht (53,6 %), zudem geben 42,7 % an, sich in der Freizeit mit geschichtlichen Themen zu beschäftigen. 30,5 % äußern, sich aus eigener Motivation mit dem Thema Geschichte zu befassen, demgegenüber erklären 26,5 %, sich selten oder nie aus eigenem Interesse damit zu beschäftigen. Nach diesen Daten ist das Interesse von jungen Menschen an einer Beschäftigung mit dem Thema Geschichte bemerkenswert groß einzuschätzen. Doch leider wird im Text nicht näher erläutert, was darunter zu verstehen ist, sich mit geschichtlichen Themen zu beschäftigen. Deshalb mag eine gewisse Zurückhaltung angebracht sein. 

Wenn die jungen Menschen auf eine offene Frage angeben sollen, welche vergangenen Ereignisse oder Zeiträume sie als besonders wichtig empfinden (jede/jeder konnte drei Punkte nennen), dann steht die Zeit des Nationalsozialismus mit 82,6 % an erster Stelle. 58 % der Antworten weisen dabei einen expliziten Bezug zum Zweiten Weltkrieg auf und 24,6 % zum Nationalsozialismus. An zweiter Stelle wird der Erste Weltkrieg genannt (35,6 %), an dritter Stelle die Deutsche Teilung und die Wiedervereinigung (31 %). Zudem geben 84,8 % der Befragten an, dass es „eher…

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