Hans Tietgens Beiträge zur politischen Bildung

Paul Ciupke, Norbert Reichling (Hg.) (2022): Versachlichen – Deuten – Gegensteuern. Hans Tietgens und die politische Erwachsenenbildung. Bielefeld (W. Bertelsmann Verlag), 236 S., 34,90 € (print), als PDF kostenfrei

Hans Tietgens hätte im vergangenen Jahr seinen hundertsten Geburtstag feiern können. Seine Verdienste um eine theoretische Grundlegung und die Professionalisierung der Erwachsenenbildung sind bereits in zwei Festschriften (zum 70. und 75. Geburtstag) gewürdigt worden. Nach seinem Tod im Jahr 2007 wurde ein weiterer Sammelband zu seinem Wirken in der Erwachsenenbildung herausgegeben. Davon, dass im Werk von Hans Tietgens offensichtlich noch einiges zu entdecken ist, sind die Herausgeber von zwei Sammelbänden überzeugt, die aus Anlass des 100-jährigen im vergangenen Jahr erschienen sind. Die Autor*innen haben die Beiträge Tietgens zum praxisreflektierenden und wissenschaftlichen Diskurs um die Erwachsenenbildung noch einmal gelesen und arbeiten deren Ertrag für die Entwicklung dieses Handlungsfeldes und deren Impulse für aktuelle Debatten heraus. Der von Josef Schrader herausgegebene Band „Wissenschaft für die Praxis. Hans Tietgens und die Erwachsenenbildung in Deutschland“ (ebenfalls im W. Bertelsmann Verlag) nimmt eine wissenschaftsgeschichtliche Perspektive ein. Der hier zu besprechende Band widmet sich vor allem Tietgens Beiträgen zur politischen Bildung.

Hans Tietgens wurde 1922 geboren. Schon als Student war er freiberuflich in der Erwachsenenbildung von Volkshochschulen tätig. Sein hauptberuflicher Einstieg in die Erwachsenenbildung erfolgte 1954 als Mitarbeiter der Heimvolkshochschule Hu­stedt, 1956 wurde er pädagogischer Leiter des Landesverbands der Volkshochschulen Niedersachsen. Ab 1957 war er nebenberuflich und ab 1958 hauptamtlich Bundestutor des Jugendbildungsreferentenprogramms im Deutschen Volkshochschul-Verband. Im Jahr 1960 übernahm er die Leitung der Pädagogischen Arbeitsstelle (PAS) des Verbands, dem heutigen Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE). Bis 1963 übte er die Aufgaben eines Bundestutors und des Leiters der PAS in Personalunion aus. Die Leitung des Insituts hatte er bis 1991 über einen Zeitraum von 31 Jahren inne und meldete sich auch im Ruhestand immer wieder zu Wort. 

An die Einleitung der Herausgeber schließen sich kurze Erinnerungen von Jürgen Habermas an, der mit Tietgens Mitglied einer ‚Theatergruppe‘ an der Uni Bonn war, die sich vor allem traf, um über aktuelle Stücke zu diskutieren. Es folgt ein biografisch orientierter Aufsatz von Weinberg, der nach der Annäherung Tietgens an das Politische fragt und seinen Weg zu den Volkshochschulen skizziert. Er zeigt, dass Tietgens als Bundestutor die Eigenart politischer Jugendbildung gegenüber der Jugendpflege und von Jugendgruppen betont hat. Der außerschulischen Bildung gehe es um individuell-soziale Orientierung, Persönlichkeitsbildung, kreatives Tun und fachliche…

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Der Rezensent

Klaus Waldmann, Dipl. Pädagoge, Coach und Prozessbegleiter, Berlin

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