Freundschaft von Anfang an?
Seit Ende der 1990er-Jahre gibt es starke internationale Bestrebungen, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in formalen und nonformalen Bildungsbereichen zu etablieren. Politische Entscheidungen spielen in einer nachhaltigen Entwicklung eine führende Rolle, beeinflussen, fördern oder begrenzen diese am Ende doch maßgeblich ökologische, ökonomische und gesellschaftliche (Wandlungs-)Prozesse. Doch Bildungskonzepte von BNE und politischer Bildung wurden bisher eher wenig zusammengedacht – insbesondere in der Wissenschaft. Woran liegt das?
Der aktuelle Sachstandsbericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) von 2021 zeigt, dass die Klimaänderungen in Atmosphäre, Ozeanen und Eisgebieten neue Höchststände erreicht haben. Der Mensch ist mit einer selbstverschuldeten Umwelt- und Klimakrise konfrontiert – und das ist nichts Neues. Seit Jahrzehnten erheben Forscher*innen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen dazu empirische Daten und beschreiben wahrscheinliche Konsequenzen. Diese Konsequenzen sehen und erleben wir mittlerweile weltweit in immer kürzeren Abständen: Dürren, Unwetter, Wald- und Artensterben, Permafrostschmelze, erhöhte Feinstaubkonzentrationen usw. Die sozialen und politischen Folgen zeigen sich zunehmend: Kampf um Ressourcen, Hunger, Flucht und Migration, umweltbedingte Krankheiten oder auch das Erstarken rechtspopulistischer und autoritärer Parteien, die die Gunst der Stunde nutzen und mit der Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnisse und des Klimawandels polarisieren (vgl. BMFSFJ 2020: 87). Die Krise ist global und hochpolitisch: Angesichts ambivalenter, divergierender Interessen, die durch unterschiedliche nationale und kulturelle Rahmenbedingungen beeinflusst werden, müssen Lösungen gefunden werden.
Bildung im Fokus
Eine der großen Lösungen lautet Bildung. Nicht ohne Grund hatten die Vereinten Nationen von 2005 bis 2014 die UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ausgerufen, 2014 bis 2019 folgte das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung und bis 2030 wird im Nachfolgeprogramm Education for Sustainable Development: Towards achieving the SDGs (ESD for 2030) vor allem auf die Frage fokussiert, welchen Beitrag BNE zu jedem der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals/SDGs) leisten kann.
Bildung wird als ein wesentlicher Schlüssel für ökologische, ökonomische, politische, soziale und individuelle Veränderungen für mehr Nachhaltigkeit betrachtet. BNE soll „die Individuen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit einer nachhaltigen Entwicklung und mit der Komplexität, der Unsicherheit sowie den Widersprüchen, die mit ihr verbunden sind, sowie zu einer aktiven Gestaltung der Prozesse einer nachhaltigen Entwicklung befähigen“ (Rieckmann 2017: 150 f.). Leitend ist das dreidimensionale Basismodell einer nachhaltigen Entwicklung: Ökologie, Ökonomie und Soziales.…
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Die Autorin
Annabell Brosi, Erziehungswissenschaftlerin, ist wissenschaftliche Referentin bei Transfer für Bildung e. V./Fachstelle politische Bildung. Hauptanliegen dort ist u.a., die Beziehungen von Wissenschaft und Praxis zu verbessern und die Qualitätsentwicklung der politischen Bildung zu unterstützen.