Ein überzeugendes Plädoyer für sozialwissenschaftliche Bildung

Tim Engartner, Reinhold Hedtke, Bettina Zurstrassen: Sozialwissenschaftliche Bildung. Politik – Wirtschaft – Gesellschaft. Paderborn (Ferdinand Schöningh, utb 5396) 2021, 278 S., 25,00 €



Dieses Arbeits- und Lehrbuch fokussiert anschaulich zentrale Grundlagen und Hintergründe der sozialwissenschaftlichen Didaktik für beide Phasen der Lehrkräftebildung. Der Band ist in fünf Kapitel gegliedert und spannt einen Bogen beginnend im ersten Kapitel mit der makrodidaktischen und endend mit dem fünften Kapitel mit der mikrodidaktischen Ebene in Form konkreter Anregungen und Vorschläge für die Praxis sozialwissenschaftlicher Bildungsprozesse.

Im ersten grundlegenden Kapitel illustrieren die Autor*innen anhand von fünf epochaltypischen Schlüsselproblemen (u. a. der globalen Erderwärmung und der vertieften sozialen Spaltung), um mit dem Begriff auf Wolfgang Klafki zu rekurrieren, dass eine interdisziplinäre politische Bildung sozialwissenschaftliche Perspektiven, wie bspw. politikwissenschaftliche, soziologische und ökonomische, integrieren und damit interdisziplinär ausgerichtet sein müsse, um solche Schlüsselprobleme wirklichkeitsadäquat analysieren und beurteilen zu können. Bildungsrelevanz werde dann erzielt, wenn die problemorientierten Fragestellungen „einen nachhaltigen Beitrag zur Herausbildung, Reflexion, Irritation und Weiterentwicklung der Welt-, Selbst- und Sozialverhältnisse einer Person leisten“ (26), demnach im Sinne Klafkis „den Fähigkeiten zur Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität dienen“ (26) und damit den Lernenden Mündigkeitszuwächse ermöglichen.

Im folgenden Kapitel (2.) wird als Charakteristikum sozialwissenschaftlicher Bildung die Notwendigkeit des Prinzips der Multi- und Interdisziplinarität vertieft, was impliziert, dass in jedem Fall diverse sozialwissenschaftliche Disziplinen als Bezugswissenschaften dienen. Ferner spüren die Autorin und die Autoren der fachlichen institutionellen Verankerung der schulischen sozialwissenschaftlichen Bildung nach und konstatieren kritisch einen Wandel von einer interdisziplinären sozioökonomischen Bildung hin zu einer rein marktwirtschaftlich monodisziplinären ökonomischen Bildung. Politische Bildner*innen sollten die Problematik ungleicher politischer Partizipation und damit politischer und sozialer Ungleichheit in der Demokratie stets reflexiv im Blick behalten, indem sie sich politisch dagegen engagieren, aber auch bei der Gestaltung ungleichheitssensibler politischer Bildungsprozesse.

Im dritten Kapitel fokussieren die Autorin und die Autoren im Sinne ihres überzeugenden Verständnisses politischer Bildung als interdisziplinärer sozio-ökonomischer Bildung die Zielperspektive der Mündigkeit und entfalten in diesem Kontext neun fachdidaktische Leitmotive bzw. Prinzipien zur Planung und Gestaltung sozialwissenschaftlicher Bildungsprozesse. Die…

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Der Autor

Ralph Blasche, Studienrat für die Fächer Politik & Wirtschaft, Philosophie, Ethik und Deutsch an einem Oberstufengymnasium in Frankfurt am Main.

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