„Demokratisch ist man nicht allein.“
Rechtsextreme und rassistische Einstellungen, sogenannte „antidemokratische Einstellungen“, sind ein gesamtgesellschaftliches Problem. Unter diesem Begriff können rechtspopulistische Ansichten und verschiedene Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zusammengefasst werden. Es ist wenig überraschend, dass sich diese Einstellungen auch in der Arbeitswelt wiederfinden. Der Arbeitsplatz spielt eine ambivalente Rolle: Einerseits ist er ein Ort, an dem sich Diskriminierungen und Vorurteile äußern und an dem sich rechtspopulistische Ideen und Verschwörungserzählungen verbreiten können; gleichzeitig ist er andererseits aber auch ein Ort, an dem Solidarität und gegenseitiger Respekt erfahren werden können.
Antidemokratische Einstellungen in der Arbeitswelt
Um den Arbeitsplatz zu einem Ort zu machen, an dem Hass und Rassismus keinen Platz mehr haben und den Einfluss von Rechtsextremen in der gesamten Gesellschaft zurückzudrängen, ist es entscheidend, die Ursachen von antidemokratischen Einstellungen genauer zu verstehen. Ein besonderer Fokus sollte dabei auf die speziellen Erfahrungen gelegt werden, die Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz machen.
In verschiedenen Forschungsprojekten, die sich mit der Entstehung von antidemokratischen Einstellungen in der Arbeitnehmerschaft oder der Anfälligkeit von Arbeiter*innen für den rechten Populismus der AfD beschäftigen, kristallisieren sich gemeinsame Erklärungsansätze heraus. Abstiegsängste sind einer der wichtigsten Indikatoren, mit denen die Wahl einer rechtspopulistischen Partei erklärt werden können (vgl. Hilmer/Kohlrausch/Müller-Hilmer u. a. 2017). Dazu kommt häufig ein Gefühl der Ungerechtigkeit und Benachteiligung (vgl. Dörre 2020). Viele Arbeitnehmer*innen hatten jahrelang das Gefühl, auf mehr Anerkennung, bessere Löhne, sichere Arbeitsbedingungen; zusammengefasst also auf ein gutes Leben zu warten. Lange galt eine rigide Sparpolitik aber als „alternativlos“. Verteilungskonflikte konnten von Rechtspopulist*innen immer wieder für das Schüren von Frust und Ressentiments genutzt werden, indem sie von einem Konflikt zwischen „oben“ und „unten“ in einen Konflikt zwischen „innen“ und „außen“ umgedeutet wurden.
Gefühle wie Ohnmacht und Kontrollverlust können zu einer größeren Offenheit für antidemokratische Einstellungen führen. Wer das Gefühl hat, sein eigenes Leben nicht selbstbestimmt steuern und wichtige Rahmenbedingungen nicht beeinflussen zu können, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, antidemokratische Einstellungen zu entwickeln.
Auch die konkreten Arbeitsbedingungen, wie etwa die zunehmende Verdichtung von Arbeit haben einen Einfluss auf die politischen Haltungen der Beschäftigten. Abwertungserfahrungen, mangelnde Anerkennung, Machtlosigkeit, Resignation oder Wut sind unter den aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen Einfallstore für antidemokratische Einstellungen (vgl.…
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Autor*innen
Luciole Sauviat ist politische Referentin für gewerkschaftliche Bildungsarbeit in der DGB Bundesvorstandsverwaltung. Arbeitsschwerpunkte: gewerkschaftliche politische Bildung und Bildung gegen Rechtspopulismus und -extremismus.
Christoph Hoeft ist politischer Referent für Demokratie- und Gesellschaftspolitik in der Grundsatzabteilung in der DGB Bundesvorstandsverwaltung.