Demokratie lernen lernen. Vernetzte Qualifizierung in Hessen

Dass Demokratie ein nicht immerwährendes Gut ist, ist eine Binsenweisheit. Überall auf der Welt ist die Demokratie auf dem Rückzug. Beispiele dafür kennen wir alle. Auch in Deutschland ist die Demokratie durch demokratiefeindliche und teils rechtsextremistische politische Gesinnungen und Parteien wie die AfD bedroht. Sehr sichtbare Merkmale dafür sind die rassistischen Morde wie in Hanau im Jahr 2020 oder an Walter Lübcke 2019, aber auch der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019. Aber auch öffentlich weniger greifbare Ereignisse und Symptome wie etwa fremdenfeindliche Übergriffe, der sog. Alltagsrassismus, den viele Menschen erleben, sind Anzeichen einer massiven Gefährdung unserer Demokratie. Demokratielernen, Demokratiepädagogik und politische Bildung sind vor diesem Hintergrund elementar für eine stabile Demokratie. Aber in Zeiten von möglichen Mittelkürzungen in diesem Bereich braucht es neue Ideen und Formen, um die erforderliche Wirkung in die Gesellschaft hinein zu entfalten. Es ist notwendig, so viel wie möglich für den Erhalt der Demokratie zu tun. So wird es auch in den Wahlprogrammen zumindest von zwei der drei Regierungsparteien beschrieben. Umso unverständlicher sind Kürzungsvorhaben in diesem Bereich, die immer wieder ausgesprochen werden, wenn auch aktuell wieder zurückgenommen wurden. Wie können wir also mit begrenzten Ressourcen maximale Wirkung erzielen? Konsequent zu Ende gedacht bedeutet das auch, dass junge Ideen, neue Impulse, ein in die Zukunft gerichteter Gestaltungsdrang immer schwieriger in die Gesellschaft hineinwirken.

Das hessische Bündnis „Demokratiebildung nachhaltig gestalten“

Die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe) hat es sich bundesweit und teils zusätzlich in einzelnen Bundesländern zur Aufgabe gemacht, den Demokratiegedanken nicht nur in Schulen, sondern auch in außerschulischen Feldern zu verbreiten. Durch ihr Engagement sind eine ganze Reihe von Materialien entstanden; sie setzt sich für die Verbreitung des Klassenrats und die Durchführung von Demokratietagen ein. Zudem hat die bundesweite DeGeDe nach einer Vorlaufphase 2018 ein Bündnis „Bildung für eine demokratische Gesellschaft“ gegründet, an dem über 70 Organisationen beteiligt sind. In Hessen sind über 40 hessische Organisationen vornehmlich aus dem Bildungsbereich beteiligt, um Demokratiebildung zu stärken, eine Vernetzung zu ermöglichen und virtuell Informationen auszutauschen. Hauptinitiatoren dieses rein zivilgesellschaftlichen Bündnisses waren der Landesverband der DeGeDe Hessen, Makista (Macht Kinder stark für Demokratie) und die Sportjugend Hessen. Das hessische Bündnis wurde im November 2019 gegründet. Seither wurden mehrere Bündnistagungen zu den Themen „Kinderrechte“, „Inklusion“ und „Krisenerscheinungen und Handlungsoptionen“ organisiert. Das hessische Bündnis versteht sich als Raum für Vernetzung und Fachdiskurs, aber auch als Lobbygruppe zum…

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Die Autor*innen

Hanna-Lena Neuser ist seit 2021 Direktorin der Evangelische Akademie Frankfurt.  
Helmolt Rademacher ist Vorsitzender des Regionalverbands Hessen von Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V.

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