Begriffe der Demokratie

Die politische Bildung in Deutschland hat sich seit gut zwanzig Jahren dynamisch weiterentwickelt und stark ausdifferenziert. Dabei sind auch Förderkulissen-bedingte Praxisfelder entstanden, die durch Begriffe neu markiert werden (bspw. Demokratieerziehung, Demokratiedidaktik, Demokratie­bildung, Demokratieförderung, Extremismusprävention). Wissenschaft, Verwaltung und Praxis ringen dabei immer wieder um die Frage – und das auch kontrovers –, was politische Bildung ist. Der fachpolitische und fachwissenschaftliche Diskurs ist nach wie vor diskursiv und von unterschiedlichen Akteur*innen und Schulen geprägt. 

Im Journal für politische Bildung sind diese für die politische Jugend- und Erwachsenenbildung bedeutenden Entwicklungen in den letzten Jahren immer wieder in den Schwerpunkten einzelner Hefte aufgenommen worden, etwa in Heft 2/2019 zu „Demokratieförderung vs. Politische Bildung?“ oder Heft 1/2022 zu „Debatten“. 

Mit Blick auf den Schwerpunkt des vorliegenden Heftes, Demokratiebildung, werden hier zunächst vier für das Feld der politischen Bildung wichtige Begriffe näher beleuchtet. Die Skizzen können in der „neuen Unübersichtlichkeit“ Orientierung bieten, sind aber auch eine Einladung, im eigenen Wirkungskreis der politischen Bildung weiter mit den Begrifflichkeiten und Diskursen fachlich, sachlich und produktiv zu arbeiten.


Was ist Demokratiebildung?

Dem Konzept der Demokratiebildung liegt ein sozialpädagogisches Verständnis zugrunde, wonach Demokratie in der Einheit von Demokratie leben und Demokratie lernen erfolgen muss. Auf der Basis eines deliberativen Demokratie- und radikalen Mündigkeitsverständnisses zielt Demokratiebildung entsprechend darauf ab, die demokratische Strukturierung gesellschaftlicher Institutionen zu motivieren und dadurch nachhaltige Perspektiven der Bildung in und zur Demokratie zu eröffnen.

Demokratiebildung ist ein aus der Sozialpädagogik stammendes Konzept, das sich als politische Bildung in und zur Demokratie versteht. Unter Rückgriff auf Jürgen Habermas‘ Theorie der Universalpragmatik zielt der Ansatz darauf ab, eine kommunikative Praxis der Konfliktaushandlung zu eröffnen, die es jeder von einer Entscheidung betroffenen Person gleichberechtigt ermöglicht, ihre kommunikativen Geltungsansprüche auf Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit zu erheben, zur diskursiven Aushandlung zu bringen und in gemeinsame Entscheidungen auf demokratischer Grundlage zu überführen (Habermas 1981). Eine Beschränkung der demokratischen Teilnahme aufgrund von Alter, Reife oder Qualifikation (wie in Konzepten der Demokratiepädagogik, Politischen Bildung, Menschenrechtsbildung) bzw. eine…

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Was ist Demokratiebildung?

Prof. Dr. phil. Elisabeth Richter lehrt Interkulturelle Soziale Arbeit an der MSH Medical School Hamburg. Sie forscht u. a. zu interkultureller Identitätsbildung, Demokratiebildung in Kitas und Jugendarbeit, gruppen- und gemeinwesenbezogenen Methoden der Sozialen Arbeit.

Was ist Demokratiepädagogik?

Prof. Dr. Tilman Grammes lehrt Erziehungswissenschaft/Didaktik sozialwissenschaftlicher Fächer an der Univ. Hamburg. Er versucht, Demokratiepädagogik in der Lehrerbildung zu verankern, war Mitglied des wiss. Beirats im BLK-Modellprogramm „Demokratie lernen und leben“ und Mitherausgeber des Jahrbuchs für Demokratiepädagogik. Er engagiert sich im DFG-Netzwerk Demokratiebildung und politische Bildung und in der Jury des Wettbewerbs Demokratie erleben der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik.

Was ist Demokratieförderung?

Elisa Walter, Diplom-Soziologin, ist wissenschaftliche Referentin in der Programmevaluation „Demo­- kratie leben!“ am Deutschen Jugendinstitut e. V. (DJI) im Hand- lungsbereich Modellprojekte der Demokratieförderung, Außenstelle Halle/Saale.

Katrin Ehnert, Erziehungswissenschaftlerin (M.A.), ist wiss. Referentin in der Programmevaluation „Demokratie leben!“ am Deutschen Jugendinstitut e. V. (DJI) im Handlungsbereich Modell- projekte der Demokratieförderung, Außenstelle Halle/Saale.

Was ist politische Jugend- und Erwachsenenbildung?

Benedikt Widmaier, Politikwissenschaftler, war bis 2022 Direktor der Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz „Haus am Maiberg“.

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