Aufsuchende politische Bildung im Quartier – ein Projektansatz

Globale Entwicklungen wirken sich lokal auf die Lebenswelt von Menschen aus. In vielen Städten verstärken sich soziale, ethnische und demografische Segregation. Bewoh­ner*innen benachteiligter Quartiere haben häufig geringere Chancen auf eine gute Bildung und politische Teilhabe. Im Modellprojekt PartQ, das von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wird, hat sich Minor zum Ziel gesetzt, mit dem Ansatz der Aufsuchenden politischen Bildung im Quartier diese ungleichen Zugänge zu Bildung und Teilhabe sozialraumorientiert zu bearbeiten.

Ziele und Grundsätze
Aufsuchende politische Bildung hat zum Ziel, politisches Handeln und demokratische Teilhabe, insbesondere bildungsbenachteiligter Zielgruppen, zu fördern. Mit der Fokussierung auf den Sozialraum Quartier werden politische Bildungs- und Teilhabeprozesse in der Lebenswelt der Zielgruppen verankert, um neue Zugänge zu demokratischen Prozessen herzustellen und so der Entfremdung zwischen Politik und bildungsbenachteiligten Menschen entgegenzuwirken (vgl. Bremer 2020: 10).

Aufsuchende politische Bildung im Quartier will das lokale Nahumfeld zu einem Lernort für alle gesellschaftlichen Gruppen machen und die Vielfalt an Lebensweisen, Perspektiven und Zukunftsvorstellungen in Austausch und Aushandlung bringen. Der Ansatz folgt dabei unterschiedlichen Grundsätzen (vgl. Blender 2021): 
  1. Stärkung der Selbstwirksamkeit: Durch aufsuchende Angebote politischer Bildung sollen Bewohner*innen, die bislang an der Mitgestaltung der Gesellschaft zu wenig beteiligt sind, lernen oder motiviert werden, ihre Interessen zu äußern und zu vertreten. 
  2. Erweitertes Verständnis von Politik und Beteiligung: Teilhabe und politisches Handeln finden nicht nur in Gremien und politischen Institutionen statt, sondern können verschiedenste Formen des Engagements annehmen. Die vielfältigen bereits existierenden Beteiligungsformen sollen erkannt und zum Ausgangspunkt politischer Bildungsangebote gemacht werden. 
  3. Niedrigschwelligkeit und Lebensweltorientierung: Angebote der politischen Bildung in benachteiligten Quartieren sollen an lebensweltnahen Themen ansetzen, den vielfältigen Bedarfen der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gerecht werden und niedrigschwellig auf einen Ausgleich hinwirken. 
  4. Einbindung von Brückenpersonen: Für die Erreichung breiter Teile der Bevölkerung ist die Zusammenarbeit mit Brückenpersonen (z. B. Beratende, Streetworker, Kiosk-Betreibende usw.) entscheidend, die als Multiplikator*innen in die diversen Gruppen hineinwirken können. 

Das Projekt PartQ –…

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Autor*innen

Maëlle Dubois, Politikwissenschaftlerin, leitet das Projekt PartQ. Bei Minor ist sie in den Bereichen politische Bildung in benachteiligten Quartieren sowie Partizipation von Menschen mit Einwanderungsgeschichte tätig.

Jakob Quentin, M. A. Sozialwissenschaften, pädagogischer Mitarbeiter im Projekt PartQ bei Minor. Er arbeitet zu den Themen aufsuchende politische Bildung und Radikalisierungs­prävention.

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