Auf den Spuren von Kurt Löwenstein

Im Zuge der Förderung von Jugendbildungsstätten durch den Senat Berlin im Rahmen des neu geschaffenen Bildungsurlaubsgesetzes wurde 1975 auch die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein des Berliner Jugendverbands der „Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken“ in Spandau gegründet. Bis Ende der 80er Jahre entstand das Profil der Einrichtung, welches sich aus der bildungspolitischen Tradition der Falken und aus Konzepten der politischen Jugendbildung und der Gemeinwesensarbeit entwickelte. Zielgruppe waren am Anfang vor allem „Arbeiterjugendliche“ entsprechend des damaligen Verständnisses. Mit dem Umzug 1997 der Einrichtung nach Werneuchen (Landkreis Barnim, nordöstlich von Berlin) entwickelte sich das Profil weiter. Als Bundesbildungsstätte der SJD – Die Falken veränderte sich die Bedeutung der internationalen Bildungs- und Begegnungsarbeit, erweiterten sich die konzeptionellen Ansätze, wurden auch neue Zielgruppen angesprochen und entwickelte sich der Gesamtcharakter der Einrichtung weiter.

In aller Regel wird die Entstehung der politischen Jugendbildung mit der Re-Education-Politik der Westalliierten nach der Befreiung vom Faschismus in Zusammenhang gebracht. Anderer Auffassung nach liegt der Beginn der Politischen Bildung weiter zurück und hat ihren „Ursprung“ u. a. in der Arbeiter* innenjugendbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der sozialdemokratische Bildungs- und Kulturpolitiker Kurt Löwenstein prägte diese ganz wesentlich. Als Reichstagsabgeordneter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands, Vorstandsmitglied des Sozialistischen Kulturbundes und Mitglied des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit beim Parteivorstand der SPD engagierte Kurt Löwenstein sich für eine demokratische Bildungsreform in der Weimarer Republik. Zudem wurde unter seiner Ära als Volksbildungsstadtrat in Berlin-Neukölln eine ganze Reihe von Schulreformen durchgeführt. Sein größtes Engagement galt der 1924 von ihm mitgegründeten sozialdemokratischen Kinderorganisation, der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde, deren erster Vorsitzender er war. Diese war die größte Kinderbewegung ihrer Zeit weltweit, in der sich 1932 rund 200.000 Kinder, Helfer*innen und Eltern organisierten (vgl. Puhlmann 1985: 74 ff.).

Wer war Kurt Löwenstein?

Kurt Löwenstein wird 1885 in eine jüdische Kaufmannsfamilie im niedersächsischen Bleckede hinein geboren. Ein Stipendium ermöglicht ihm den Besuch einer weiterführenden Schule. Er tritt in ein orthodoxes Rabbinerseminar ein, welches er aufgrund zunehmender religiöser Zweifel verlässt. Löwenstein wird Freidenker. Sein Pädagogikstudium schließt er 1910 mit einer Doktorarbeit ab. Der erste Weltkrieg löst bei Löwenstein keinerlei Kriegsbegeisterung aus. Vielmehr gilt der Krieg für ihn als…

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Die Autorin

Christine Reich ist Geschäftsführerin der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Zuvor war sie von 1998 bis 2014 deren pädagogische Leiterin.

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