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Protest: Element einer vitalen Demokratie

Martin Langebach (Hg.): Protest. Deutschland 1949–2020. Bonn (Bundeszentrale für politische Bildung) 2021, 467 S., 7,00 €, auch als PDF (kostenlos)

Demontage von Industrieanlagen im Jahr 1949 mit den Aktionen von „Querdenken“ 2020 gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu tun. Sie lassen sich beide als Protest betrachten und sind Bestandteil von 90 Protestereignissen, die einem großformatigen, üppig illustrierten Band der Bundeszentrale für politische Bildung geschildert werden. Sie bilden den Auftakt und den Abschluss des Kernstücks dieser Publikation, die mit exemplarischen Kurzdarstellungen einen Überblick über die Geschichte des Protests von 1949 bis 2020 in Deutschland gibt. 

Es ist äußerst ambitioniert, eine 71-jährige Protestgeschichte in einem Band darzustellen. Sicherlich werden die Leser*innen das eine oder andere Ereignis vermissen oder sich fragen, ob nicht andere wichtiger waren. Doch es ist gelungen, einen Band zusammenzustellen, der die zentralen Themen der gesellschaftlichen Proteste seit der Nachkriegszeit aufgreift, jeweils den Konflikt bzw. dessen Konstellation, die Motivation der Akteur*innen, die Forderungen und die Aktionsformen aufzeigt und einen knappen Einstieg in das Thema ermöglicht. Literaturhinweise regen die Leser*innen an, vertiefend sich mit den Problemlagen zu befassen.

Orientierend ist die Definition von Protest „als eine Form des öffentlich artikulierten Widerspruchs, der zuweilen von einer Einzelperson, vor allem aber von Gruppen und Organisationen zum Ausdruck gebracht wird“ (20). Träger von Protest sind nicht-staatliche Gruppierungen, die sich auf Kritik und Widerstand gegenüber gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Entwicklungen fokussieren und konstruktive Alternativen zu entwickeln versuchen. Obwohl bei der Zusammenstellung der Texte, Proteste aus der DDR und Bundesrepublik adäquat berücksichtigt werden sollten, fällt doch ein gewisses Ungleichgewicht Richtung Osten auf. Das dürfte darin begründet sein, dass die Bedingungen für Protest in den beiden Staaten sehr unterschiedlich waren und zudem im Westen die Aktionen meist öffentlich dokumentiert wurden. Leider wird der interessante Aspekt nach den Bedingungen und der Funktion von Protest in einem diktatorischen oder einem demokratischen System in dem Band nur am Rande nachgegangen. 

Die Beiträge zu den Ereignissen machen auch die Schwäche einer chronologischen Strukturierung des Bands deutlich. Einige Texte sind auf das Datum einer Aktion fokussiert, während z. B. in den Beiträgen zum 17. Juni, zum 2. Juni 1967 (Schah-Besuch) oder zum 9. Februar 1971 (Grenzblockade mit Landmaschinen) das jeweilige Datum umfassend in den Kontext der Ereignisse einzuordnen: Protest als Unzufriedenheit mit dem System, „1968“ in internationalen Bezügen, Agrarpolitik als wiederkehrende Problematik im Kontext der EU. Auf der Website der bpb…

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Der Rezensent

Klaus Waldmann, leitender Redakteur des JOURNAL

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