Politikdidaktische Impulse: Politische und religiöse Dimensionen gemeinsam denken

Jan-Hendrik Herbst (2022): Die politische Dimension des Religions­unterrichts. Religionspädagogische Reflexionen, interdisziplinäre Impulse und praktische Perspektiven. Paderborn (Ferdinand Schönigh), 641 S., 118,00 €


In seiner Monografie leistet der Autor Jan-Hendrik Herbst einen Beitrag zur gegenwärtigen Debatte um eine neue politische Religionsdidaktik. Die gleichzeitige Dissertationsschrift stellt eine umfangreiche Forschungsarbeit zur Gestalt und Relevanz der politischen Dimension im Religionsunterricht dar. Der Autor zeigt, wie die Hinwendung der Religionspädagogik zum Politischen für den Religionsunterricht fruchtbar gemacht werden kann und entfaltet dabei einen Ansatz zum politisch dimensionierten Religionsunterricht mit der Zielperspektive der Unterrichtspraxis.

Das Buch gliedert sich in sechs Teile. Nach einer fundierten Einführung zum Ziel und Aufbau der Arbeit, dem aktuellen Forschungsstand und -gegenstand sowie wissenschaftstheoretischen Grundlegungen in Teil A, folgt mit Teil B ein ausführliches Kapitel zur gegenwärtigen Debatte um die politische Dimension des Religionsunterrichts. Der Verfasser arbeitet diese auf, indem er drei idealtypische Positionen rekonstruiert, die sich hinsichtlich ihres Bezugs auf die Reformdekade in den 1960er und 1970er Jahren unterscheiden. Als Ausgangspunkt wählt der Autor die pointiert-politische Position, welche die Konzepte und Ansätze der sog. politischen Phase der Religionspädagogik während der Reformdekade positiv, wenn auch nicht ungebrochen, fortschreibt. Als Kontrastposition hierzu analysiert Herbst die distanziert-skeptische Position, die solchen Konzepten und Ansätzen kritisch begegnet. Schließlich entfaltet er die differenziert-dialektische Position, die eine zwischen den anderen Positionen vermittelnde Rolle einnimmt. „Die Darstellung dieser Positionen erfolgte dabei nicht neutral, sondern positioniert, insofern diese Arbeit eine Affinität zur pointiert-politischen Position besitzt: Diese Linie wird kritisch fortgeschrieben.“ (207) Kritisch meint hier, dass eine Reflexion der pointiert-politischen Position in der Auseinandersetzung mit den anderen Positionen stattfindet, die die Bruchlinien und damit die Herausforderungen eines politisch dimensionierten Religionsunterrichts hervorbringt. 

Dementsprechend befragt der Autor die drei Positionen zu ihren Perspektiven auf die politische Phase der Religionspädagogik sowie zum Verständnis vom Religions- und Politikbegriff und religiöser Bildung. Anschließend formuliert er schlüssig drei Herausforderungen, die es in der Weiterentwicklung eines politisch dimensionierten Religionsunterrichts zu bearbeiten gilt: Es muss analysiert und reflektiert werden inwiefern der Religionsunterricht erstens bzgl. gesellschafts- politischer Herrschaftsverhältnisse politisch ist, zweitens hinsichtlich der didaktischen Grundperspektive religiöser Bildung…

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Die Rezensentin

Maria Schneider, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Didaktik der Politischen Bildung des Instituts für Politikwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg