Innovative Veranstaltungsformate setzen neue Impulse

Das sichtbare Anwachsen antidemokratischer, populistischer und fremdenfeindlicher Bewegungen hat in der Politik dazu geführt, die Rahmenbedingungen für politische Bildung zu verbessern. Ein Beispiel ist das Förderprogramm „Innovative Formate der politischen Bildung“ des Landes Rheinland-Pfalz. Zwischen 2017 und 2019 wurden Erfahrungen und Erkenntnisse mit diesem Förderprogram gesammelt und im Zuge einer wissenschaftlichen Studie analysiert.


Politische Bildung kann Menschen motivieren, sich aktiv an politischen Prozessen zu beteiligen (Negt 2010). Aus unserem Verständnis heraus bedeutet das, Themen, didaktische Konzepte, Orte, beteiligte Akteur*innen und nicht zuletzt auch Marketing an wandelnde gesellschaftliche Bedingungen anzupassen. Die Professionalität und das Engagement politischer Bildner*innen und die vielfältige Veranstalterlandschaft befördern das. Seit 2017 werden in dem Förderprogramm „Innovative Formate der politischen Bildung“ des Landes Rheinland-Pfalz Projekte mit maximal 5.000 € gefördert, die

  • Zugänge zu Zielgruppen eröffnen, die bisher von der politischen Bildung nicht erreicht wurden, 
  • für einen verantwortungsbewussten Umgang mit sozialen Netzwerken motivieren und qualifizieren, um Hass und gruppenbezogene Diskriminierung zu verhindern, 
  • für die aktive Teilhabe an gesellschaftlichen Diskussions- und Partizipationsprozessen motivieren und qualifizieren sowie 
  • die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts angesichts aktueller Fragen von Flucht, Einwanderung und Integration aufgreifen.

Insgesamt wurden elf Einzelprojekte von vier kommunalen Trägern, zwei freien Trägern und einer landeseigenen Einrichtung von den Autor*innen untersucht. Die Auswertung beruht auf Interviews mit den Verantwortlichen der durchführenden Weiterbildungseinrichtungen. Die Rahmendaten der Maßnahmen wurden zuvor mit einem digitalen Fragebogen erhoben; Sachberichte für eine Dokumentenanalyse genutzt. Mit dieser methodischen Herangehensweise wurden sechs zentrale Einsichten gewonnen.

Das Publikum für politischen Bildung kann erweitert werden
Mit der Veranstaltungsreihe „Ich bin Politik“ etablierte die Fridtjof-Nansen-Akademie in Ingelheim eine Seminarreihe für Menschen mit Lernschwierigkeiten. An vier Terminen erarbeiteten die Teilnehmenden Grundlagen des politischen Systems, formulierten ihre spezifischen Interessen und konfrontierten Landespolitiker*innen mit ihren Überlegungen. Für dieses Gespräch stellte die Landtagsverwaltung den Plenarsaal zur Verfügung. Alle Beteiligten berichteten von bedeutsamen Erfahrungen. Die Veranstaltungsleitung: „Die [Teilnehmenden] haben die [Politiker*innen] wirklich gut in die Zange genommen; haben auch Ausflüchte nicht zugelassen […]. Als Abschluss sprachen alle Teilnehmenden ihre Wünsche und Forderungen an eine Gesellschaft von morgen in die…

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Die Autor*innen

Rainer Christ, M. A., war bis 2018 Referats­leiter Bildungsfreistellung im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz. Davor arbeitete er für Arbeit und Leben und die Evangelische Erwachsenenbildung.

Prof. Dr. rer. pol. Stefanie Hillen ist Professorin für Bildungswissenschaften an der Universität in Agder, Kristiansand, Norwegen.

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