Extremismus­präventive Demokratie­förderung und politische Bildung im ­ländlichen Raum

Die aktuelle Fachdiskussion um die Expansion der extremismuspräventiven Demokratieförderung in Relation zur etablierten politischen Bildung ist auch für die Bildungs- und Förderpraxis einer „Partnerschaft für Demokratie“ im ländlichen Raum relevant. Innerhalb der Strukturen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ kann die politische Bildung im ländlichen Raum gestärkt werden. Thesen und Beispiele zeigen Potenziale und Synergien auf, die Mut machen sollen, Bundesprogramme nicht als Konkurrenz, sondern als Ressource für die politische Bildung zu be­greifen.

Durch die massive Ausweitung von Bundesmitteln für Maßnahmen der extremismuspräventiven Demokratieförderung kam es in den letzten Jahren zu einer deutlichen Fokusverschiebung der Förderstrukturen politischer Bildung, ein Umstand, der von zahlreichen Akteur*innen der politischen Bildung zurecht hinterfragt und angeprangert wurde. Beispielhaft dafür steht das Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Zahlreiche Akteur*innen der politischen Bildung problematisieren die mit diesem Paradigmenwechsel einhergehenden grundsätzlichen Fragestellungen bzgl. der affirmativ angelegten Zielsetzung der neuen Förderprogramme und grenzen diese begründet von den Grundüberzeugungen einer kritischen politischen Bildung ab (einführend dazu u. a. Widmaier 2022). Ob beide Pfade in der Praxis vor Ort zwingend einen Gegensatz darstellen müssen, gilt es jedoch kritisch zu prüfen.

Aus der Praxis eines politischen Bildners, der die Koordinierungs- und Fachstelle einer Partnerschaft für Demokratie (PfD) im ländlichen Raum innehat, soll in wenigen Thesen ein Gegenbeispiel aufgezeigt werden, wie mit den Mitteln der extremismuspräventiven Demokratieförderung Strukturen politischer Bildung im ländlichen Raum aufgebaut und gestärkt werden können. Der Text stellt eine erweiterte Fassung eines Tagungsbeitrages dar, der im Herbst 2022 bei einer entsprechenden Tagung unter der Fragestellung, ob die politische Bildung noch zu retten sei, im Haus am Maiberg in Heppenheim eingebracht wurde.


Lokale Akteur*innennetzwerke sind wichtig für politische Bildung im ländlichen Raum



Der Saarpfalz-Kreis ist ein weitgehend ländlich geprägtes Gebiet, verfügt jedoch über aktive Dorfgemeinschaften und ein hohes Maß an Vereinsleben, Jugendarbeit und ehrenamtlichem Engagement. Im Rahmen der lokalen PfD wurde unter Berücksichtigung dieser Stärken in der Region ab 2016 ein lokales Akteur*innennetzwerk gebildet, ein Fortbildungsprogramm für Multiplikator*innen aufgebaut und eine Förderstruktur nebst Zielsystem entwickelt. Als hilfreich erwies sich hierbei auch die Überschneidung mit einer LEADER-Region (LEADER = Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale) sowie einem UNESCO-Biosphären­reservat. So ergaben sich Synergien und Möglichkeiten der Kooperation, die u. a. im Bereich der Jugendbeteiligung bereits…

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Der Autor

Fabian Müller, M.Ed., B.A.,1.+2. Staatsexamen, ist pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter am Adolf-Bender-Zentrum e. V. in St. Wendel im Saarland. Er betreut dort unter anderem die Koordinierungs- und Fachstelle der „Partnerschaft für Demokratie“ des Saarpfalz-Kreises.

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