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Zielgruppenspezifische politische Bildung abseits von Defizitorientierung

Eine Orientierung an Merkmalen (Bedarfe, Bedürfnisse, Interessen und Herausforderungen etc.) von bestimmten Zielgruppen, Adressat*innen oder Kund*innen ist – wie in den meisten Bereichen des Alltags – auch Bestandteil strategischer Überlegungen in der politischen Bildung. Warum kann ein unkritischer Umgang mit Zielgruppenbezügen Schwierigkeiten in Form von u. a. potenzieller Defizitorientierung mit sich bringen und in Kombination mit u. a. einer machtkritischen Perspektive dennoch gewinnbringend für eine inklusive politische Bildung sein?

Unabdingbar, so der normative Anspruch, muss sich politische Bildung nicht nur an bereits Interessierte oder Personenkreise richten, die bereits Zugänge zu politischen Diskursen haben. Vielmehr soll sie zugänglich „für alle“ sein, es bleiben oder werden, sich inklusiv ausrichten. Eine politische Bildung, die diesen Anspruch zu erfüllen versucht, sollte dazu in Beziehung zu Menschen unterschiedlichster Gruppen treten. Die Fachdebatte um unterschiedliche Zielgruppen, ihre Erreichbarkeit und Ansprache in der politischen Bildung ist nicht neu und seit jeher verbunden mit der generellen Infragestellung der Geeignetheit von Zielgruppenbezügen innerhalb der politischen Bildung. Vor diesem Hintergrund ist die Frage relevant, ob bzw. unter welchen Bedingungen und mit welchen Perspektiven sich zielgruppenspezifische Angebote einer inklusiven politischen Bildung, die alle Bürger*innen gleichermaßen adressiert und sowohl auf die Mündigkeit der Einzelperson als auch auf die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts abzielt, überhaupt realisieren lassen. 

Zielgruppenbezug – Defizitorientierung und Inklusivität
Als eines der zentralen kritischen Argumente im Kontext der Auseinandersetzung mit dem Zielgruppenbezug in der politischen Bildung wird hervorgebracht, dass auf bestimmte Personengruppen zugeschnittene Bildungsangebote häufig eine defizitorientierte Perspektive auf die jeweilige Zielgruppe beinhalten. Dies lässt sich besonders an Begrifflichkeiten wie „bildungsfern“, „bildungsbenachteiligt“ und „politikfern“ oder an Merkmalen wie Behinderungen und Migrations­hintergrund verdeutlichen, die zur konkreteren Beschreibung von Zielgruppen in der politischen Bildung herangezogen wurden und teilweise noch werden. Entsprechende Fokussierungen sind offensichtlich oder potenziell durchzogen von Defiziten, die der Zielgruppe z. B. in Bezug auf ihren formalen Bildungshintergrund, ihre soziale Lage, ihr politisches Interesse, ihre Herkunft oder den gesundheitlichen Status von außerhalb ihrer Gruppe stehenden Personen zugeschriebenen werden (vgl. Besand 2021).

Fremdzuschreibungen und defizitorientierte Ansprachen von Personengruppen sind deshalb problematisch, weil sie die in unserer Gesellschaft ungleich verteilten Zugänge zu u. a. Bildung und Chancen mitunter eher reproduzieren als sie – wie von einer inklusiven politischen Bildung…

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Die Autorinnen

Eva Beckmann, Referentin im Fachbereich Zielgruppenspezifische Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Sie betreut dort u. a. die Erstellung didaktischer Materialien für Schulunterricht und Jugendarbeit.

Lea Philline Goseberg, Referentin im Fachbereich Zielgruppenspezifische Angebote in der bpb. Sie betreut dort u. a. das Netzwerk Verstärker.

Wiebke Sondermann, Referentin im Fachbereich Zielgruppenspezifische Angebote in der bpb. Sie betreut dort u. a. die TV-Arbeit des Fachbereichs in der Redaktion Bewegtbild.

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