Wenn Wände Geschichte(n) erzählen

StreetArt als Zugangsform zu historisch-politischer Bildung

StreetArt und Graffiti: Für die einen Schmiererei, für andere ­Kunst oder zumindest eine Art und Weise die eigene Position in den ­öffentlichen Raum zu tragen. StreetArt zeigt sich in verschiedenen Formen: Sie kann Geschichte(n) erzählen und persönliche Botschaften sichtbar werden lassen. Diese können von biografischen Bezügen über historisch-politische Inhalte bis zu kritischen Positionierungen reichen.

Murals, Graffiti, Paste Ups, Stencils, Sticker: Was heute sichtbar ist, kann morgen bereits verschwunden sein. StreetArt als Ausdrucksform im öffentlichen Raum reagiert weltweit und schnell auf Ereignisse, kommentiert diese und ordnet sie ein. Im Projekt „Street I Art I Democracy“ begeben wir uns auf die Suche nach medialen Spezifika von StreetArt. Als besonders erwähnenswert erachten wir hierbei deren Vergänglichkeit und Unmittelbarkeit. Dabei geht es um Fragen von Darstellung, Wirkmächtigkeit, Relevanz und Rezeption: Was wird wie von wem verhandelt und für wen bzw. von wem wird es aufgegriffen? Welche Ereignisse und (durchaus ikonographischen) Momente werden im kommunikativen Gedächtnis festgehalten und finden so Eingang in StreetArt und deren Aushandlungsprozesse? Durch StreetArt wird Geschichte im öffentlichen Raum verhandelt. Hierbei verstehen wir StreetArt im Kontext der Praktiken des Geschichtemachens als Geschichtssorte (vgl. Logge 2018). Im Sinne eines doing history meint Geschichtssorte das Produkt bzw. die materielle Repräsentation und deren diskursive Verhandlung. Weitere wesentliche Faktoren zur Einordnung von StreetArt können die Perspektiven auf Produzent*innen und Rezipient*innen sein. Diese konnten wir im Rahmen unseres Projektes nur am Rande behandeln, da es hierzu tiefergehender sozialwissenschaftlicher und medienwissenschaftlicher Analysen bedarf. Wir setzen zunächst bei den (sichtbaren) Repräsentationen an, die als wichtiger Teil der Geschichtssorte StreetArt bereits einen Zwischenstand des Aushandelns in materialisierter Form darstellen: Was sehen wir an öffentlichen Wänden und in welchem Kontext steht StreetArt? Eine weitverbreitete Form der StreetArt sind Stencils, bei denen mit Schablonen und Sprühfarbe Motive auf verschiedenen Untergründen und teilweise in mehreren Schichten appliziert werden. 

Die schwarze Faust
Die gereckte Faust wurde während der Olympischen Spiele 1968 von den US-Athleten Tommie Smith und John Carlos erstmalig in die Luft gehalten und steht bis heute symbolisch für den Kampf und Widerstand gegen Rassismus, Diskriminierung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Black Power markiert zudem die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner*innen…

Weiterlesen mit JOURNAL+

Lesen Sie diesen und alle weiteren Beiträge aus dem Journal für politische Bildung im günstigen Abonnement.
Mit Ihrem Abonnement erhalten Sie die vier gedruckten Journal-Ausgaben im Jahr sowie vollen Zugriff auf alle Journal+ Beiträge des Online-Angebots.
Jetzt abonnieren
Sie haben das Journal für politische Bildung bereits abonniert?
Jetzt anmelden

Die Autor*innen

Theresa Hertrich, M.A. ist Koordinatorin im Projekt „Demokratie vor Ort: Resonanz-Raum-Ausstellung“ im Arbeitsfeld Public History der Universität Hamburg. Sie ist Historikerin und freiberufliche Bildungsreferentin mit den Schwerpunkten Erinnerungskultur(en), neuere und neueste deutsche Geschichte, Public History und (außerschulische) historisch-politische Bildung. Bis März 2024 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Street I Art I Democracy“ an der Universität Hamburg.

Jan Krawczyk, M. Ed. ist Koordinator im Projekt „Demokratie vor Ort: Resonanz-Raum-Ausstellung“ im Arbeitsfeld Public History der Universität Hamburg. Er ist freiberuflicher Bildungsreferent mit den Schwerpunkten pädagogische Theorie und allgemeine Didaktik, (außerschulische) historisch-politische Bildung sowie Public History. Bis März 2024 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Street I Art I Democracy“ an der Universität Hamburg.

Ein Beitrag aus

Neu