Politische Polarisierung – gesellschaftlicher Zusammenhalt

Die Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlicht eine Studie zur politischen Polarisierung
In öffentlichen Debatten ist vielfach die Rede von der Spaltung der Gesellschaft. Gerade die aktuellen Erfahrungen in der Corona-Pandemie, die von einigen Gruppen lautstark geäußerte Ablehnung der einschränkenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie oder auch die aktuelle Debatte um die Einführung einer Impflicht zeigen, dass die damit zusammenhängenden Fragen äußerst kontrovers aufgenommen werden. Aber sind dies Indikatoren einer wirklichen Spaltung der Gesellschaft? Stehen sich in diesen und anderen gesellschaftspolitischen Fragen (Klimakrise, Energiewende, Identitätspolitik usw.) ungefähr gleich große Gruppen unversöhnlich gegenüber?

Für die Studie die Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung wurden im Zeitraum von Oktober 2019 bis Februar 2020 über 3.200 Personen befragt. Um die Erfahrungen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie in die Studie mit einzubeziehen, wurden von August bis September 2020 noch einmal über 1.500 Personen ebenfalls telefonisch befragt. In die Auswertung der Studie sind zudem Erkenntnisse aus Tiefeninterviews und Gruppendiskussionen eingeflossen. Die ganz aktuellen Entwicklungen der vergangenen Wochen konnten verständlicherweise in der Studie nicht berücksichtigt werden.

An einigen Impressionen beim Lesen der Studie wird nachvollziehbar, dass deren Erkenntnisse für die Debatte um politische Bildung und die Gestaltung von Angeboten relevant sind. So ist die Mehrheit der Bevölkerung sehr oder ziemlich zufrieden mit der Demokratie in Deutschland. 10 % sind ziemlich unzufrieden und 5 % sind sehr unzufrieden. Dennoch äußern 11 % der Befragten, dass sie das Gefühl haben, mit ihren Ansichten ausgegrenzt zu werden. In der Anhängerschaft der AfD sind 33 % dieser Auffassung. Ebenfalls ist interessant, dass im Jahr 2019 zwei Drittel der Bevölkerung der Ansicht sind, dass es keinen Zusammenhalt in der Gesellschaft gibt. Nach der Studie polarisieren in politischen Debatten insbesondere der Gegensatz zwischen Arm und Reich, die Migrationspolitik und der Klimaschutz. Aktuell dürfte diese Palette durch mit der Corona-Pandemie verbundenen Fragestellungen erweitert werden. 25 % der Befragten fühlen sich mit ihren Meinungen in den öffentlich-rechtlichen Medien wenig repräsentiert, 5 % gar nicht.

Im politischen Rechts-Links-Spektrum, das in der Auswertung der Befragung zugrunde gelegt wird, stehen sich an den beiden Polen dieser Skala auf der einen Seite die Linken und die Grünen und auf der anderen die AfD gegenüber. Insgesamt schließen nur wenige Befragte einen Kontakt zu unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen aus, hohe Zahlen werden lediglich in Hinblick auf AfD-Wählerinnen und Wähler genannt, 57 % wollen mit AfD-Wählern nichts zu tun haben.

Die Studie kann die Diagnose einer Spaltung der Gesellschaft nicht belegen, sie zeigt jedoch einige gravierende Risse im gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. Auch wenn die Daten einer repräsentativen Studie nur begrenzt aktuellste Entwicklungen erfassen können, lohnt sich eine gründliche Lektüre, die selbstverständlich vor dem Hintergrund des Untersuchungsinteresses erfolgen sollte.