Politische Bildung und Gaming passen exzellent zusammen

Unsere Aufmerksamkeit ist ein knappes Gut. Im Netz zahlen wir mit ihr für die vielen kostenlosen Angebote. Aufmerksamkeit, die dann durch die Anbieter zum Beispiel in Form von Werbung monetarisiert wird. Nur logisch, dass wir mit unserer Aufmerksamkeit immer sparsamer umgehen. Soziale Medien haben diesen Trend nochmal verstärkt. Ein Beispiel dafür ist TikTok. Auf diesem Videoportal gelten die ersten drei Sekunden als Maß aller Dinge. Wer dann nicht interessiert ist, wischt zum nächsten Video. Die Aufmerksamkeitsökonomie ist ein brutales Geschäft. Politische Bildung wird unter solchen Bedingungen nicht leichter. Erst recht, wenn man eine vorwiegend junge, netzaffine Zielgruppe unter Corona-Bedingungen erreichen möchte, denn komplexe Themen brauchen natürlich mehr als drei Sekunden, um zu fesseln. 

Games & Politics
Deshalb wurde mit „Games & Politics“ ein Projekt der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ins Leben gerufen, das einen komplett anderen Weg geht und sehr erfolgreich die Longform als Stilmittel wählt sowie mit der Amazon-Tochter Twitch eine digitale Plattform nutzt, die in Deutschland regelmäßig von etwa 4 Millionen Menschen im Monat besucht wird. Twitch ist eine Live-Streaming Plattform, die vor allem zur Übertragung von Videospielen genutzt wird. Das Besondere ist die Interaktion, die Twitch im Rahmen des parallel zum Spiel eingeblendeten Chats ermöglicht. Vereinfacht gesagt schauen also die Nutzer den Streamern beim Spielen zu und diskutieren und kommentieren währenddessen live das Geschehen (sog. Gameplay). Wo passt da Politische Bildung hinein? Die Stiftung hat es ausprobiert und erste Erfahrungen mit Twitch gesammelt. 

Besonders gut passen Games und Politische Bildung im Bereich „Serious Games“ zusammen – Spielen, die nicht ausschließlich der Unterhaltung dienen. Diese Games können in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen, beispielsweise im Schulunterricht oder in der außerschulischen Bildung eingesetzt werden, um niedrigschwellig ein Thema zu erschließen. Die Themenpalette ist dabei inzwischen vielfältig und reicht von historischen Kontexten wie bei „Through The Darkest Of Times“ zu Nachhaltigkeitsthemen wie bei „Imagine Earth“. Vier solcher Spiele haben wir gemeinsam mit den Entwicklern im klassischen Format des „Gameplay“ während einer „Twitch Week“ vorgestellt, um unser Publikum an dieses neue Bildungsformat und den dazugehörigen Kanal heranzuführen. 

Parallel zu den ersten Gehversuchen auf Twitch entwickelte sich eine Zusammenarbeit zwischen der KAS und der esports player foundation (epf). Die epf hat ähnliche Ziele wie die Deutsche Sporthilfe. Auch hier sollen Talente gefördert werden, damit deutsche Sportler auf internationalem Niveau mithalten können. Nur eben nicht z. B. in der Leichtathletik, sondern im professionellen Videospielbereich, in dem mittlerweile Turniere in großen Hallen wie der Kölner Lanxess-Arena veranstaltet…

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Autor*innen

Marcel Schmidt, Frank Windeck, Dr. Sandra Busch-Janser (Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.) 

Mehr Informationen: www.twitch.tv/konradadenauerstiftung 
Kontakt: marcel.schmidt@kas.de

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