Zum Hauptinhalt springen

Politische Bildung in der postmigrantischen Gesellschaft

Politische Selbstbestimmung, Machtkritik und auf gleichen Rechten beruhende Teilhabechancen werden zunehmend mit Bezug auf die Praxis der politischen Bildung diskutiert. Auf der Suche nach geeigneten Wegen, um die pluralen Gesellschaftsverhältnisse auch auf der Akteursebene der politischen Bildungslandschaft abzubilden, kann muslimischen Trägern der politischen Bildung eine wichtige Rolle zukommen; dies umso mehr als „[d]ie Auflösung alter Milieus und der Bedeutungsverlust traditioneller Institutionen“ (Stellungnahme der Zentralen für politische Bildung 2020: 5) auch die muslimische Bevölkerung betrifft. Als ein Ort der Demokratiebildung hat die Muslimische Akademie Heidelberg i. G. es sich zur Aufgabe gemacht, politische Bildung in muslimisch-konfessioneller Trägerschaft zu institutionalisieren und zugleich gesamtgesellschaftliche Transforma­tionsprozesse anzustoßen.

Die Zentralen für politische Bildung weisen in ihrer gemeinsamen Stellungnahme von 2020 zurecht darauf hin, dass „Diskurse und Selbstverständnisse des politischen Feldes […] von der Lebensrealität vieler Menschen entkoppelt“ sind und „die Interessen und Erfahrungen eines erheblichen Teils der Bevölkerung nur noch unzureichend vom politischen Feld repräsentiert werden“ (Stellungnahme der Zentralen für politische Bildung 2020: 5). Parallel hierzu wird diese Entwicklung aktuell begleitet von der bundesweiten Entstehung zahlreicher muslimischer Bildungsinitiativen, die sich im Bereich der politischen Bildung verorten. In ihrem Selbstverständnis verstehen sich diese Träger als selbstverständliche Mitglieder unserer pluralen Gesellschaft. Zugleich eint diese Akteure eine hohe, maßgeblich im eigenen Glauben gründende Motivation, gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und dabei insbesondere auch die muslimische Zivilgesellschaft zu empowern. Glaube erhält so eine gesellschaftliche Funktion, wird Faktor für gesellschaftliches, demokratisches Engagement. Muslimisch-konfessionellen Einrichtungen der politischen Bildung kommen dementsprechend in dreierlei Hinsicht Bedeutung zu.

Diversifizierung der Trägerlandschaft
Politische Bildung hat zum Ziel, die Demokratisierung gesellschaftlicher Verhältnisse durch die Vermittlung von Urteils- und Kritikfähigkeit sowie politischem (Handlungs-)Wissen zu fördern und die Bürger*innen dadurch zu einer aktiven Teilhabe an unserer pluralen Demokratie zu befähigen. Damit dies gelingt, sollte ihre Trägerlandschaft idealerweise die gesellschaftliche Diversität widerspiegeln. Eine diverse und plurale Trägerstruktur in der politischen Bildung ist schlussendlich notwendig, um die demokratische Zivilgesellschaft in der postmigrantischen Gesellschaft nachhaltig zu repräsentieren und zu stärken. 

Die aktuelle Landschaft der Träger politischer Bildung nimmt jedoch längst nicht die Diversität…

Weiterlesen mit JOURNAL+

Lesen Sie diesen und alle weiteren Beiträge aus dem Journal für politische Bildung im günstigen Abonnement.
Mit Ihrem Abonnement erhalten Sie die vier gedruckten Journal-Ausgaben im Jahr sowie vollen Zugriff auf alle Journal+ Beiträge des Online-Angebots.
Jetzt abonnieren
Sie haben das Journal für politische Bildung bereits abonniert?
Jetzt anmelden

Die Autorin

Yasemin Soylu, Ethnologie und Psychologie (B.A.); Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen (M. A.). Sie ist in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung tätig. Seit der Gründung 2014 begleitet sie das Vorhaben von Teilseiend e. V. und ist heute Geschäftsführerin der Muslimischen Akademie Heidelberg i. G.

Ein Beitrag aus