MuslimDebate 2.0: Engagement für eine demokratische politische Kultur
In Deutschland gibt es noch immer viel zu wenige Orte, an denen Muslim*innen als eigenständige Akteur*innen und unabhängig von verbandspolitischen Vorgaben – die zumeist auch noch durch Herkunftsgesellschaften geprägt sind – Gespräche über innermuslimische, gesellschaftliche und politische Fragen offen, selbstbewusst und ohne Befürchtung vor Ausgrenzung führen können. Gemeint sind Foren, wo darüber nachgedacht werden kann, was eine Beheimatung in einer pluralen und multireligiösen Gesellschaft ausmacht und wie man sich für eine Einwanderungsgesellschaft engagieren kann, die frei von Diskriminierung und Marginalisierung ist und in der die Achtung der Menschenwürde gelebt wird. Solche Räume und Orte werden vor allem von kleineren Initiativen, Vereinen und Gruppierungen geschaffen, in denen sich Menschen zusammenfinden, die den eigenen Glauben in einer vielfältigen Gesellschaft leben wollen, den „großen“ Verbänden gegenüber aber eine kritische und distanzierte Haltung einnehmen.
Eine dieser Initiativen ist die 2017 gegründete Alhambra Gesellschaft e. V., die sich mit ihren Angeboten als ein Akteur der politischen Bildung versteht. Sie hat von 2020 bis 2022 ein Projekt unter dem Titel MuslimDebate durchgeführt, das unterschiedlichen muslimischen Akteur*innen ein Forum zum Austausch eröffnete, um aktuelle Herausforderungen der muslimischen Community in Deutschland zu thematisieren.
In einer Kombination von nicht-öffentlichen Workshops und einer öffentlichen Veranstaltungsreihe wurden Themen wie Antisemitismus unter Muslim*innen, Ausgrenzungserfahrungen innerhalb der muslimischen Community, das Spannungsverhältnis zwischen Politik und Religion, religiös-extremistische Ansprachen in Sozialen Medien, die Schritte vom „Gastarbeiter“ zum deutschen Bürger und über den Status des Islam als Religionsgemeinschaft aufgegriffen und neue Impulse für die innermuslimischen Debatten gegeben. Wie die politische Bildungsarbeit anderer Akteur*innen mussten unter den Bedingungen von Corona auch die Angebote des Projekts in den digitalen Raum verlegt werden. Dennoch ist es gelungen, durch die Aufzeichnung digital geführter Gespräche und die Publikation von Handreichungen innermuslimische Diskurse für die Gesellschaft sichtbarer zu machen.
Seine Fortsetzung fand das Projekt unter der Überschrift MuslimDebate 2.0, das ebenfalls vom Bundesministerium des Innern und für Heimat im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz gefördert wird. Ambitioniertes Ziel ist es nun, muslimische und nicht-muslimische Akteur*innen miteinander ins Gespräch zu bringen.
Die bewährte Projektstruktur wurde fortgeführt, doch zu den Workshops wurden Akteur*innen aus muslimischen und nicht-muslimischen Gruppen eingeladen, um für die Debatten muslimische, jüdische, christliche und nicht-religiöse Perspektiven fruchtbar zu machen. Denn die Dynamik gesellschaftlicher Entwicklungen betrifft alle Menschen unabhängig von ihrem religiösen…
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Der Autor
Klaus Waldmann, Diplompädagoge, Coach und Prozessbegleiter in Berlin