Medien über die Corona-Pandemie
In der Corona-Pandemie wurde und wird über die Berichterstattung in den Medien teilweise heftig diskutiert. Zwischen Januar 2020 und April 2021 wurden rund 5.000 Medienbeiträge von elf deutschen Leitmedien über die Pandemie erfasst und einer Inhaltsanalyse unterzogen. Die Daten zeigen u. a., dass die Medien überwiegend harte Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie gefordert und die Politik für ihre zu zögerliche Haltung kritisiert haben. Die Berichterstattung war meist sachlich, eine Einordnung der statistischen Informationen fehlte aber oft.
Spätestens als im März 2020 in Deutschland erstmals einschneidende Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen wurden, wurde auch die Berichterstattung deutscher Medien über die Pandemie selbst zum Gegenstand öffentlicher Debatten. Die Vorwürfe reichten von mangelnder Meinungs- und Expertenvielfalt über mangelnde Einordnung von Zahlen bis hin zu Regierungs- und Expertenhörigkeit, Panikmache und medialer Konsonanz, also einer weitgehenden Einheitlichkeit in der Berichterstattung. Allerdings gab es auch Stimmen, die auf den Mangel an Belegen für Vorwürfe an die Adresse „der“ Medien verwiesen und „die“ Medien eher verteidigten.
Um zu untersuchen, wie die deutschen Medien tatsächlich über die Pandemie berichteten, haben wir eine von der Rudolf Augstein-Stiftung und dem Bayerischen Forschungsinstitut für digitale Transformation geförderte Inhaltsanalyse der Berichterstattung von elf Online-Nachrichtenmedien und Fernsehnachrichtensendungen zwischen dem 1.1.2020 und dem 30.4.2021 durchgeführt. In theoretischer Hinsicht orientierten wir uns dabei am Konzept der Medienqualität: Auf Basis verschiedener Dimensionalisierungen der Qualität journalistischer Berichterstattung (z. B. Stark u. a. 2021) haben wir sechs Qualitäts-Dimensionen unterschieden:
- Relevanz: Hier geht es um die Frage, ob die Medien über die Pandemie entsprechend ihrer tatsächlichen Bedeutung berichtet haben.
- Vielfalt: Hier geht es darum, in welchem Ausmaß verschiedene Akteure und Themen in der Berichterstattung vorkamen.
- Sachlichkeit/Neutralität: Hier geht es um die formale Trennung von Nachricht und Meinung, also z. B. um die Frage, ob die Medien wertfrei und sachlich berichtet haben.
- Richtigkeit/Sachgerechtigkeit: Hier untersuchen wir, ob die Berichterstattung faktisch richtig und vollständig war.
- Ausgewogenheit: Hier geht es darum, ob Akteure und Maßnahmen ausgewogen oder einseitig (positiv oder negativ) bewertet wurden.
- Einordnung/Kontextualisierung: Hier wird erfasst, ob statistische Kennwerte zum Infektionsgeschehen in den Medien eingeordnet wurden, z. B. durch Vergleiche mit anderen Zeiträumen, Ländern oder Todesursachen.
Methode
Wir haben die Qualität der Berichterstattung mit Hilfe einer…
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Autor*innen
Dr. Marcus Maurer ist Professor für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt politische Kommunikation am Institut für Publizistik der JGU Mainz. Fokus in Forschung und Lehre: Medieneinflüsse auf die politische Meinungsbildung, Wissenschaftskommunikation und empirische Methoden.
Dr. Carsten Reinemann ist Professor für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt politische Kommunikation am Department für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München. Fokus in Forschung und Lehre: Populismus, Extremismus, Medieninhalte und Medienvertrauen.
Simon Kruschinski ist Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik der JGU Mainz. Fokus in Forschung und Lehre: Politische Kommunikation, datengestützte Wahlkampfkommunikation.