Globales Lernen und politische Bildung verbinden

Gesine Bade, Nicholas Henkel, Bernd Reef (Hg.): Politische Bildung: vielfältig – kontrovers – global. Festschrift für Bernd Overwien. Frankfurt/M. (Wochenschau Verlag), 336 S., 48,00 €



Festschriften gelten als feierlicher Anlass und sind Würdigung der wissenschaftlichen Tätigkeit einer Person. Die Festschrift für Bernd Overwien (bis Ende 2019 Professor für Politikdidaktik an der Universität Kassel) unter dem Titel „Politische Bildung: vielfältig – kontrovers – global“ ist dabei als Verweis auf die mögliche Multidimensionalität einer solchen – durchaus auch kritischen – Würdigung zu lesen, die das gewürdigte Werk umso interessanter macht. Von einer Glorifizierung wird ebenso wie einer erzwungenen Engführung zugunsten der Kategorisierung des Geleisteten abgesehen; aus der Fest- wird keine monolithische Werbeschrift. Mit den titelgebenden Schlagworten und Overwiens Wirken verbietet sich dies geradezu.

Trotz des begrüßenswerten Verzichts auf ausschweifende Darstellungen zur Biografie, hätte die Einleitung des Bandes ebenso wie Overwien selbst mehr als die sich leider lieblos zu lesenden 1,5 Seiten verdient gehabt. Ist den Beiträgen zwar ein Interview mit ihm vorangestellt, das noch als nette Geste des Poesiealbums politikdidaktischer Fragerunden abgehakt wird, aber wenig Tiefe beizutragen hat, so versammeln die 19 Artikel anschließend Perspektiven der Politikdidaktik, außerschulischen Bildungspraxis sowie der Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Die Würdigung der Arbeit Overwiens liegt im Versuch, dessen Schwerpunkte zusammen- und weiterzudenken: 
  1. die Frage der normativen Hintergründe einer kritischen politischen Lehrtätigkeit,
  2. die Versuche Globales Lernen und Bildung für Nachhaltige Entwicklung als dezidiert politische Bildung zu explizieren sowie 
  3. die Reflexionen auf die besonderen Potenziale des Lernens in außerschulischen, informellen und politischen Lernorten bzw. durch politisches Handeln.

Insbesondere in den Beiträgen zu Overwiens Arbeit an einer politischen Nachhaltigkeitsbildung und dem Lernen durch politisches Handeln wird dessen Perspektive für die Leser*innen greifbar gemacht – kurz: der Festschriftcharakter erfüllt. Gesine Bades Didaktisierung von „Konflikt­rohstoffen“ (36) im Smartphone für den Sachunterricht in Grundschulen illustriert dies exemplarisch, wenn sie auf macht- und herrschaftskritische Lehr-/Lernsettings abzielt und individuelle Nachhaltigkeitsbemühungen mit einer „frühe[n] Sensibilisierung für die globalen Zusammenhänge“ (48) verbindet.

Näher am Kontroversen und so auch dem eigentlichen Impetus des Schaffens Overwiens sind jene Beiträge, die sich dessen Errungenschaften bewusst sind, aber doch um eine kritische (Selbst-)Reflexion – im Sinne einer Würdigung bei ebensolcher Weiterführung – bemüht sind.…

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Der Autor

Steffen Pelzel, Wissenschaftlicher Mit­arbeiter der Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Siegen, promoviert zu politischen Epistemologien nachhaltigkeitsbezogener Bildung und kritischer Bildungstheorie.

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