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Erwachsenenbildner, politischer Bildner, Demokratietheoretiker: Fritz Borinski und das 20. Jahrhundert

Martha Friedenthal-Haase: Fritz Borinski und die Bildung zur Demokratie. Geschichte eines Lebens zwischen Pädagogik und Politik. Bad Heilbrunn (Verlag Julius Klinkhardt) 2023, 411 S., 49 €

Martha Friedenthal-Haase kannte Fritz Borinski gut, sie waren sich begegnet und sie schätzte ihn offenbar sehr, von Freundschaft ist die Rede. Das legt die Autorin in einer Vorbemerkung offen. Dies ist aber dem Buch nicht abträglich und beeinträchtigt ihre biografische Studie in keiner Weise, denn sie beruht auf einer intensiven Verarbeitung von Zeugnissen und Quellen: zwölf Archive sind besucht oder konsultiert worden, es gibt veröffentlichte und unveröffentlichte Memoiren, es existieren drei Bibliografien und natürlich eine Menge Sekundärliteratur – ein reicher Nachlass und viel Kontext. Die Verfasserin lehrte Erwachsenenbildung an den Universitäten Tübingen und Jena und ist eine ausgewiesene Kennerin der Geschichte der Erwachsenenbildung und politischen Bildung im 20. Jahrhundert. Fritz Borinskis Lebensweg ist eine dichte Illustration der Katastrophen wie auch der Hoffnungen und Aufbrüche im 20. Jahrhundert. 1903 in Berlin in einer jüdischen Familie geboren, die zum Christentum konvertiert war, und gestorben 1988, verkörpert er in eindrucksvoller Weise die Geschichte der Erwachsenenbildung und politischen Bildung außerhalb der Schule von den Anfängen der 1920er bis in die Mitte der 1970er Jahre. Er bietet als Person sowie mit seinem Werk und seiner Wirkung ein Schaufenster in das in der Weimarer Zeit und der Nachkriegszeit existierende Laboratorium der, wie es zunächst benannt wurde, „Freien Volksbildung“ und dann später einer unabhängigen politischen Jugend und Erwachsenenbildung. Die Autorin handelt ihr „Untersuchungsobjekt“ klassisch chronologisch in vier Teilen ab: Zunächst Kindheit, Jugend und berufliche Anfänge bis 1934. Dann die Jahre der Emigration 1934 bis zur Rückkehr nach Deutschland 1947. 

Als Drittes folgt die Zeit in der frühen Bundesrepublik bis zur Protestbewegung. Und schließlich viertens ein Blick auf das Alter, sein Werk, die Lebensbilanz und Resonanz. Ergänzt wird dies Alles durch einen Bildteil, eine Bibliografie und – auch sehr wichtig – ein Namensregister. Im Mittelpunkt der erzählenden Studie steht die Person. Borinski fühlte sich als Christ und Deutscher, aber die jüdische Herkunft ließ man ihn nicht vergessen. Das begleitete ihn sein ganzes Leben. Er war von früh auf politisch interessiert, orientierte sich zunächst an der Jugendorganisation der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Nach dem frühen Tod seines Vaters lebte Borinski eine Zeitlang am Rande des Harzes. Dort kam er in Berührung mit einer Gruppe der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Ost, ein in Berlin von Friedrich Siegmund-Schultze gegründetes Settlement. Wahrscheinlich war das sein erster Kontakt mit der Volksbildung. Zur gleichen Zeit wandte er sich auch der Jugendbewegung zu, ein ihn lebenslang prägendes Verhältnis,…

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Der Rezensent

Paul Ciupke, Dipl.-Pädagoge und Dr. phil., war bis 2018 hauptberuflich in der politischen Jugend und Erwachsenenbildung tätig, 14 Jahre Mitherausgeber der Zeitschrift „Außerschulische Bildung“. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte und Didaktik der Erwachsenenbildung und politischen Bildung, außerdem zum historisch-politischen Lernen.

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