„CHASAK, sei stark!“
Antisemitismusprävention an der Schnittstelle von politischer und kultureller Bildung
Können Comics, szenische Lesungen, partizipativ erarbeitete Ausstellungen, theatrale Mini-Festivals und ähnliche künstlerische Formate einen spezifischen Beitrag in der politischen Bildung leisten? Welche Potentiale liegen in der Arbeit mit Methoden der kulturellen Bildung, wie können ästhetische Zugänge konkret für die Antisemitismusprävention nutzbar gemacht werden?
Das Institut für Neue Soziale Plastik wurde 2015 von einer Gruppe jüdischer/antisemitismuskritischer Künstler*innen gegründet und entwickelt seitdem künstlerische Projekte zu jüdischer Geschichte, Erinnerungskultur und gegen Antisemitismus. Dazu werden Workshops und Fortbildungen für Kulturinstitutionen angeboten und künstlerische Produktionsprozesse anderer Akteur*innen und Institutionen aus antisemitismuskritischer Perspektive begleitet. Ein erster inhaltlicher Fokus der Arbeit des Instituts richtet sich dabei auf jüdische Perspektiven und Widerständigkeiten in Geschichte und Gegenwart. Ein zweiter Schwerpunkt des Instituts befasst sich mit der Vermessung, Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus in Kunst und Kultur. Zu dieser Arbeit gehört vor allem die Vernetzung von Akteur*innen, die von Antisemitismus betroffen sind, genauso wie die Analyse der Erscheinungsformen von Antisemitismus in Kunst und Kultur sowie die Auseinandersetzung mit Strukturen, die diesen ermöglichen.
Dafür gilt es auch, Referent*innen der kulturellen Bildung für Antisemitismus zu sensibilisieren und Referent*innen der politischen Bildung mit Methodiken der kulturellen Bildung vertraut zu machen. Mit dieser Verschränkung kultureller und historisch-politischer Bildung betritt das Institut für Neue Soziale Plastik Neuland und setzt erstmals fachliche Standards für kulturelle Bildung in der Antisemitismusprävention bzw. für Antisemitismusprävention in der kulturellen Bildung.
Modellprojekt „Chasak! Gegen Antisemitismus im ländlichen Raum“
Zur Veranschaulichung dieses Ansatzes taugt insbesondere das seit 2020 laufende Modellprojekt „Chasak! Gegen Antisemitismus im ländlichen Raum“. Denn hier entwickelt und erprobt das Institut ästhetische Formate zur Prävention von Antisemitismus – in erster Linie in ländlich geprägten Regionen, die besonders stark von Rechtsextremismus betroffen sind. „Chasak!“ bedeutet „Sei stark!“ und zielt auf jüdische Stärkung und Resilienz – individuell wie als Gemeinschaft. Dementsprechend liegt der Anspruch des Projekts darin, jüdische Perspektiven, Erfahrungen und Widerständigkeiten konsequent als Ausgangspunkt in der Arbeit gegen Antisemitismus zu setzen. Damit richtet sich „Chasak!“ auch gegen eine Verengung von Erinnerungskultur, die die Vielfalt von jüdischer Geschichte und Gegenwart ausblendet. „Chasak!“ ermöglicht neue Perspektiven und erzählt andere…
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Die Autor*innen
Das Institut für Neue Soziale Plastik, 2015 von einer Gruppe jüdischer/antisemitismuskritischer Künstler*innen gegründet, entwickelt künstlerische Projekte zu jüdischer Geschichte, Erinnerungskultur und gegen Antisemitismus. Darüber hinaus werden Workshops und Fortbildungen für Kulturinstitutionen angeboten sowie künstlerische Produktionsprozesse anderer Akteur*innen und Institutionen aus antisemitismuskritischer Perspektive begleitet.