Wirkungen politischer Jugend- und Erwachsenenbildung

Journal für politische Bildung 3/2018

unter Mitarbeit von
Nadine Balzter, Wolfgang Benz, Helmut Bremer, Andreas Hechler, Klaus-Peter Hufer, Frank König, Martin Nugel, Susanne Offen, Antje Pabst, Laura Schlitt, Jens Schmidt, David Sirakov, Sarah Wagner, Christine Zeuner, Eva Zimmermann, Tim Zosel

Politische Bildung ist und bleibt eine langfristige gesellschaftliche Aufgabe, die jede Generation für ihre Belange und in ihrem Interesse weiterentwickeln muss, um den Bestand der Demokratie zu sichern und sie zu stärken. Dabei übernimmt die politische Bildung vielfältige Rollen, die ihr je nach historischer Situation und gesellschaftlichem Bedarf übertragen werden: Sie begleitet und unterstützt politischen und sozialen Wandel, sie antizipiert Veränderungen, sie ist Mitinitiatorin von Umbrüchen, teilweise reagiert sie aber auch nur auf sie. Sie kann eher die Anpassung an politische Verhältni…

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Bestellnummer: 40778
EAN: 9783734407789
ISBN: 978-3-7344-0778-9
Reihe: Journal für politische Bildung
Erscheinungsjahr: 2018
Seitenzahl: 80
Produktinformationen

Politische Bildung ist und bleibt eine langfristige gesellschaftliche Aufgabe, die jede Generation für ihre Belange und in ihrem Interesse weiterentwickeln muss, um den Bestand der Demokratie zu sichern und sie zu stärken. Dabei übernimmt die politische Bildung vielfältige Rollen, die ihr je nach historischer Situation und gesellschaftlichem Bedarf übertragen werden: Sie begleitet und unterstützt politischen und sozialen Wandel, sie antizipiert Veränderungen, sie ist Mitinitiatorin von Umbrüchen, teilweise reagiert sie aber auch nur auf sie. Sie kann eher die Anpassung an politische Verhältnisse zum Ziel haben, aber auch bestehenden Verhältnissen Widerstand entgegensetzen und Alternativen aufzeigen.

Über Demokratieentwicklung und die Unterstützung der Handlungsfähigkeit in demokratischen Gesellschaften als Rahmen der politischen Bildung besteht weitgehender Konsens. Unterstellt wird damit auch, dass notwendige Einstellungen und Kompetenzen erlernbar sind. Organisierte politische Bildung wird von Lehrenden vermittelt; Teilnehmende eigenen sich ihre vielfältigen Inhalte an bzw. lernen sie. Damit stellt sich aber neben der Frage nach methodisch-didaktisch sinnvollen Vermittlungsformen von Inhalten auch die Frage nach den (biographischen) Wirkungen – bezogen insbesondere auf die Teilnehmenden, darüber hinaus aber auch auf die Lehrenden und deren berufliches Umfeld. Teilnehmende setzen sich durch den Besuch politischer Bildungsveranstaltungen, der zumeist aus subjektiven Gründen passiert, Erfahrungen aus, die sie sonst vermutlich so nicht machen würden. Die Frage, welche (biographischen) Wirkungen die Teilnahme an politischer Bildung auslösen kann, ist bisher nur in Ansätzen beantwortet. Zu Wirkungen bzw. Effekten politischer Bildung bei Teilnehmenden liegen aktuell sehr wenige empirische Erhebungen und Forschungsergebnisse vor. In den Standardhandbüchern zur politischen Bildung finden sich dazu keine Kapitel, und auch Evaluationen zum Stand der politischen Bildung bzw. zum Bildungsurlaub behandeln das Thema nur am Rande.

Die Wirkungsforschung in der politischen Bildung befindet sich in einem Spannungsverhältnis, gleichzeitig liegen bisher nur relativ wenige grundlegende Untersuchungen vor. Der oftmals gewählte Zugang, die Lehrenden zur Motivation der Teilnehmenden zu befragen, gibt – wenn überhaupt – Begründungen für die Teilnahme. Er kann aber keinen Aufschluss darüber geben, welche (langfristigen biographischen) Wirkungen die Teilnahme bei Einzelpersonen hatte. Wissen über diese Fragestellung würde zur Legitimation der politischen Bildung beitragen. Denn es ist anzunehmen, dass Personen durch ihr Denken und Handeln weitere Kreise beeinflussen, als durch die tatsächliche Teilnahme an politischer Bildung erreicht werden.

In diesem Kontext versammelt diese Ausgabe des Journals Beiträge, in denen einerseits aktuelle Ergebnisse der Wirkungsforschung zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung dargestellt werden. Anderseits zieht das Heft auch eine vorläufige Bilanz der Wirkungsforschung in der politischen Bildung und diskutiert dabei das Thema insgesamt vor dem Hintergrund bisheriger Studien in Bezug auf seine Relevanz für die Zukunft der politischen Bildungsforschung.

Inhaltsübersicht


Inhalt



MitDenken

4    Martin Nugel
      „Da sind auch noch andere, die man
      berücksichtigen muss!“ Demokratie im
      Jugendverband aus Sicht von Ehrenamtlichen


SchwerPunkt

Wirkungen politischer Bildung

10    Klaus-Peter Hufer
        Wirkungslose Wirkungsforschung?  
        Rückblick und Ausblick

16    Nadine Balzter
        Zur Debatte der Wirkungsforschung und  
        Rekonstruktion biographischer Nachhaltigkeit
        politischer Jugendbildung

22    Eva Zimmermann, Frank König
        Wie wirkt politische Bildung? 
        Wege zur Erfassung von Wirkungen und
        Wirkungsbedingungen in der politischen Bildung

28    Helmut Bremer, Laura Schlitt, Tim Zosel
        „Jugend partizipiert“ – Distanz zwischen
        Jugend und Politik überbrücken

34    Christine Zeuner, Antje Pabst
        Mehrfachteilnahme am Bildungsurlaub
        Bildungsbiographische Wirkungen


ZeitZeugen

40     Wolfgang Benz
         Gedenkstättenbesuche als Patentrezept
         der historisch-politischen Bildung?


BildungsPraxis

44     Susanne Offen
         breit aufgestellt! Fortbildung zur Prävention
         von Ungleichwertigkeitsvorstellungen
         Bericht von Jens Schmidt
         Komplexe Verhältnisse. Bildungsprozesse
         zwischen Theorie und Praxis. Wirkungen
         politischer Bildung am Beispiel der Fortbildungs-
         reihe „breit aufgestellt“. Gespräch mit
         Andreas Hechler

 

MitDenken

4   Nicht irgendeine Partizipation!
       Wie steht es um die Realitäten demokratischer Prozesse
       in der Jugendverbandsarbeit und deren Bedeutung für die
       politische Mündigkeit junger Menschen? Die Jugendverbände
       müssen ihren Blick stärker auf die gesellschaftliche
       Heterogenität richten!

 

SchwerPunkt

10   Wirkungslose Wirkungsforschung?
        Die Kategorien einer Qualitätsüberprüfung sind nicht
        vereinbar mit den Ansprüchen und Zielen politischer Bildung,
        argumentiert Klaus-Peter Hufer, denn wie „misst“
        man Toleranz, Empathie, Solidarität, Kritikfähigkeit?

 

SchwerPunkt

22   Politische Bildung als Feuerwehr
        Aktuell dienen zusätzliche Finanzmittel für politische
        Bildung kaum der finanziellen Absicherung einer auf
        Dauer angelegten Angebotsinfrastruktur – ein Fehler:
        Politische Bildung ist darauf gerichtet, längerfristig auf
        Prozesse politischer Sozialisation einzuwirken.

 

 

SchwerPunkt

34   Nachhaltige Bildungsbiographien
        Wie beeinfl usst Bildungsfreistellung langfristig die bio-
        graphische Entwicklung eines Menschen – hinsichtlich
        seiner inneren und äußeren Welt? Orientierungen und
        neue Perspektiven werden vermittelt, argumentieren
        Christine Zeuner und Antje Pabst.

 

BildungsPraxis

44   Prävention von Ungleichwertigkeitsvorstellungen
        Die Rubrik stellt ein Fortbildungsangebot in den Mittelpunkt,
        das Multiplikator/-innen unterstützen will, gegen
        extrem rechte Ideologieelemente Stellung zu nehmen,
        aber auch ihre Verbindungslinien zu ausgrenzenden
        Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft zu analysieren.

 

ÜberGrenzen

68   Untergang der liberalen Weltordnung?
        Welche Trump-Doktrin lässt sich kurz nach den Midterm
        Elections im November 2018 erkennen? Der Beitrag er-
        läutert, was diese Präsidentschaft weltordnungspolitisch
        bedeutet und wie politische Bildung auf die Herausfor-
        derungen weltpolitischer Umbrüche reagieren kann.

 

3/2018

 

 

VorGänge

52    Politik verständlich machen / Giffey: Gesetz zur
        Förderung der Demokratie kommt! / CLAIM
        – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit /
        Partizipation und Demokratie in der Arbeits-
        welt / Weltoffen leben: Jugendaustausch in
        unruhigen Zeiten / querstadtein – Die Stadt mit
        anderen Augen sehen

 

 

LeseZeichen
60    Potenziale politischer Erwachsenenbildung /
        Menschenrechte im Bildungsprozess / Jugend-
        arbeit zwischen Diktatur und Demokratie /
        Politische Utopien der Jugend / Demokratische
        Fitnessübung für junge Menschen

 

 

ÜberGrenzen

68    David Sirakov, Sarah Wagner
        Untergang der liberalen Weltordnung?
        Die Außenpolitik von Donald Trump in der
        außerschulischen politischen Bildung

 

 

AusBlick

74    AdB: Stärkung der Bildungsfreistellung /
        Bundeskongress politische Bildung: Emotionen
        / Ausschreibung „bap Preis Politische Bildung“
        / Ausstellung und Kampagne „100 Jahre
        Frauenwahlrecht“ / Jugend- und Netzpoli-
        tisches Forum / EAF: Stipendien „Junge
        Akademie“ / Hooligans gegen Satzbau:
        Publikation / Personen & Organisationen /
        Veranstaltungen

Autor*innen

Nadine Balzter,
M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik der Technischen Universität Darmstadt. Arbeitsschwerpunkte: Politische Jugendbildung, Politisches Engagement, Erwachsenenbildung, erziehungswissenschaftliche Biographieforschung, Differenzreflexive Professionalisierung, Gender und Dis/ability Studies.

Prof. em. Dr. Wolfgang Benz
studierte Geschichtswissenschaft, Politische Wissenschaft und Kunstgeschichte in Frankfurt/M., Kiel und München. Von 1969 bis 1990 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte in München. Im Anschluss lehrte er von 1990 bis 2011 an der Technischen Universität Berlin und leitete das zugehörige Zentrum für Antisemitismusforschung mit den Schwerpunkten Vorurteils- und Antisemitismusforschung sowie der Erforschung des Nationalsozialismus, in denen er internationale Anerkennung genießt. Einige seiner Veröffentlichungen gelten als Standardwerke der Geschichtsforschung zur Zeit des Nationalsozialismus und zu den Abläufen des Holocaust, darunter die mit Hermann Graml und Hermann Weiß herausgegebene „Enzyklopädie des Nationalsozialismus“ (1997), das mehrbändige „Handbuch des Antisemitismus“ (2008 – 2015) ebenso wie die mit Barbara Distel herausgegebene Reihe „Der Ort des Terrors. Die Welt der nationalsozialistischen Zwangslager“ (2005 – 2009), die als umfassendste Darstellung des NS-Lagersystem gilt und erstmals die verfügbaren Forschungsergebnisse im engeren Sinne der Aufarbeitung zusammenführte.

Prof. Dr. Helmut Bremer
ist Leiter des Fachgebiets Erwachsenenbildung/Politische Bildung an der Universität Duisburg-Essen. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Politische Erwachsenenbildung, Adressaten- und Teilnehmerforschung, soziale Ungleichheit, Bildung und Weiterbildung, Habitus, Lernen und Sozialisation.

Andreas Hechler
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Bildungsreferent bei „Dissens – Institut für Bildung und Forschung“ in Berlin. Schwerpunkte seiner Arbeit in den letzten Jahren waren geschlechterreflektierte Neonazismusprävention, Intergeschlechtlichkeit in der Pädagogik, Männlichkeit, sexualisierte Gewalt und der Themenkomplex NS-„Euthanasie“, Familienbiographien, Ableismus und Erinnerungspolitik.

Klaus-Peter Hufer,
Dr. rer. pol. phil. habil, ist außerplanmäßiger Professor an der Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Bildungswissenschaften. Er war über 50 Jahre als Fachbereichsleiter in der Kreisvolkshochschule Viersen tätig und ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zur Theorie und Praxis politischer Bildung und Erwachsenenbildung.

Dr. Susanne Offen
ist Bildungswissenschaftlerin sowie Studienrätin für das Lehramt an berufsbildenden Schulen mit den Unterrichtsfächern Politik und Sozialpädagogik. Aktuell verwaltet sie eine Professur für Sachunterricht an der Leuphana Universität Lüneburg. Der außerschulischen politischen Bildung ist sie über Arbeit und Leben Hamburg verbunden. Seit Frühjahr 2017 ist sie zudem Teil der erweiterten Journal-Redaktion.

Dr. des. Antje Pabst,
Bildungs- und Erziehungswissenschaftlerin, ist wiss. Mitarbeiterin an der Professur für Erwachsenenbildung der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind das Lernen Erwachsener, Beruf und Beruflichkeit im Wandel der Zeit sowie Literalität und Grundbildung.

Dr. Martin Nugel
arbeitet als Lehrkraft für besondere Aufgabe am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik der Universität Bamberg und war Fachbereichsleiter für schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit bei der Evangelischen Jugend Nürnberg.

Laura Schlitt
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen im Fachgebiet Erwachsenenbildung/Politische Bildung. Ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind das Feld des politischen Dokumentarfilms sowie der Habitus von Erwachsenenbildner/-innen.

Jens Schmidt
ist Jugendbildungsreferent bei Arbeit und Leben Hamburg. Seine Themenschwerpunkte sind geschlechterbezogene Bildungsarbeit und intersektionale politische Bildung. Er ist Projektleiter der Fortbildungsreihe „breit aufgestellt“, Leiter des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus Hamburg und des Projekts empower – Beratung von Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.
Dr. David Sirakov ist Direktor der Atlantischen Akademie. Er hat Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Universität Trier studiert und wurde an der TU Kaiserslautern mit einer Arbeit zu den russisch-amerikanischen Beziehungen promoviert.

Dr. David Sirakov
ist Direktor der Atlantischen Akademie. Er hat Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Universität Trier studiert und wurde an der TU Kaiserslautern mit einer Arbeit zu den russisch-amerikanischen Beziehungen promoviert.

Sarah Wagner,
M.A., ist Bildungsreferentin an der Atlantischen Akademie. Sie hat Politikwissenschaft, Englisch und Bildungswissenschaften an der Universität Trier und an der Universität Nebraska-Omaha studiert.

Prof. Dr. Christine Zeuner
ist Professorin für Erwachsenenbildung an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg und Mitglied der Journal-Redaktion. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind politische Erwachsenenbildung, Internationale Erwachsenenbildung sowie Literalität und Grundbildung.

Eva Zimmermann
hat Erziehungswissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig studiert. Derzeit arbeitet sie am Deutschen Jugendinstitut, Außenstelle Halle, in der Evaluation des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.

Tim Zosel
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Duisburg-Essen im Fachgebiet Erwachsenenbildung/Politische Bildung. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind politische Bildung und Flucht sowie Politikbilder von Pädagog/-innen.

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