Wehrhaft – wertvoll

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine verunsichert viele Fachkräfte der politischen Bildung und zwingt sie zu einer grundlegenden Reflexion über ihr professionelles Selbstverständnis, ihre Angebote und Handlungsmöglichkeiten. Die nachfolgenden Schlaglichter aus einem Online-Barcamp im Juni 2022 zeigen aber auch: Politische Jugendbildung sollte angesichts des Kriegs und weiterer Krisen auf die eigenen Stärken vertrauen. 

Es braucht wirklich nicht viel Phantasie, um das Schlagwort der Kriegs- und Krisenzeiten mit konkreten Beispielen zu belegen: Corona-Pandemie, Klimakatastrophe (ja, immer noch), Krieg in Europa, Inflation und Wirtschaftskrise, die disruptive Kraft der Digitalisierung und die Infragestellung der pluralen Demokratien in Europa. Und damit sind nur einige offensichtliche Entwicklungen benannt. Sie führen dazu, dass Politik und Gesellschaft derzeit weit vom „Normalbetrieb“ entfernt operieren. Herausfordernde Zeiten also, auch für die politische Jugendbildung. Denn es gehört zu ihrem Selbstverständnis und Handlungsauftrag, eng am Puls der Zeit zu bleiben. Sie will aktuelle Entwicklungen verfolgen, nach den Konsequenzen für die junge Generation fragen und auf dieser Basis stärkende Angebote für Kinder und Jugendliche entwickeln. Angesichts der Häufung und Komplexität der Herausforderungen ist das ein Anspruch, der kaum zu erfüllen ist. Es ist schlichtweg unmöglich, in jedem Themenfeld gleichermaßen kompetent zu agieren. 

Was erleben wir? Was kann politische Bildung besonders gut? 
Um angesichts großer Herausforderungen handlungsfähig zu bleiben, ist es daher umso wichtiger, gezielt nach dem zu fragen, was Angebote der politischen Jugendbildung besonders gut leisten können, wo sie Bedarfe adressieren und eine Wirkung entfalten. Das Anliegen des eintägigen Online-Barcamps „wehrhaft – wertvoll“ der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) war es, genau dafür einen Raum zu geben. 

Den Ausgangspunkt bot ein vom Initiator der Veranstaltung, Christian Kurzke, moderiertes Gespräch, in dem die Frage nach der Deutung aktueller Entwicklungen und nach den Handlungsmöglichkeiten politischer Jugendbildung eng miteinander verbunden waren. Ein erhellendes – und produktives – Spannungsfeld ergab sich bei der Wahrnehmung des Kriegs in der Ukraine. Während der Journalist Arndt Henze hervorhob, dass mit dem Kriegsbeginn im Februar 2022 alte Gewissheiten zerbrochen seien, berichtete die Aktivistin und Digitalexpertin Marina Weisband von einer deutlich anderen Wahrnehmung aus der…

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Der Autor

Ole Jantschek ist Bundestutor/Pädagogischer Leiter der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) und Mitglied der JOURNAL-Redaktion.

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