Räumliche Kontexte demokratiefeindlicher Entwicklungen

Lynn Berg, Jan Üblacker (Hg.): Rechtes Denken, Rechte Räume? Demokratiefeindliche Entwicklungen und ihre räumlichen Kontexte. Bielefeld (transcript) 2020, 286 S., 21,00 € (print), als PDF kostenlos


Die große Anzahl von Publikationen zum rechten Populismus und Extremismus lässt bei jeder weiteren Veröffentlichung anfragen, was ihr neuer Erkenntnis- und Reflexionsgewinn ist. Die Vielschichtigkeit der Thematik und ihre Facetten wurden aus unterschiedlichen disziplinären und interdisziplinären Perspektiven sowie aus Erfahrungen der pädagogisch-bildenden und beratenden Praxis wiederholt erschlossen und dargelegt.

Der vorliegende Sammelband nimmt die Dimension „Räume“ in den Blick und fragt nach rechten Räumen und räumlichen Kontexten, nach dem „Kampf um Räume“ und Raumgewinne, nach räumlichen Dynamiken und rechten Hochburgen, Strategien der Raumaneignung und möglichen Resonanzräumen sowie Normalitätsgewinnen. Der angebotene Blick in „rechte Räume“ ist ein gelungener Beitrag zur weiteren Erhellung von Merkmalen und Kontexten, und er löst sein Ziel ein „die impliziten und expliziten räumlichen Aspekte rechter Orientierungen, Akteuer*innen und Diskurse herauszuarbeiten“ (10).

Nach drei einleitenden Beiträgen werden in drei Kapiteln und insgesamt zwölf Beiträgen zunächst „Rechte Kontexte und rechte Orientierungen“, dann „Die gesellschaftliche (Re-)Konstruktion rechter Räume“ sowie schließlich „Praktische Perspektiven auf eine raumsensible Demokratieförderung“ thematisiert. In den einleitenden Texten werden u. a. ein konzeptioneller Rahmen und bisherige Erkenntnisse zu räumlichen Aspekten von rechten Orientierungen aus unterschiedlichen Länderkontexten skizziert. Dabei nehmen Jan Üblacker und Lynn Berg u. a. folgende Aspekte auf: räumliche Kontexte rechter Wahlentscheidungen, sozioökonomische, kulturelle und politische Erklärungsansätze, lokale organisatorische Kontexte rechter Parteien, Einfluss rechter Parteien auf lokale Politik und Diskurse, lokale rechte Bewegungen und Netzwerke, Ebenen politischer Diskursräume und räumliche Dynamiken rechter Gewalt.

Die folgenden vier Beiträge fragen zunächst mit Blick auf Wahlergebnisse und ihre ökonomischen, soziostrukturellen und demografischen Hintergründe, lokale und regionale Problemkonstellationen sowie deren subjektive Verarbeitung und zugehörige Mentalitätsstrukturen generell nach „toxischen Orten“ und sozialmoralischen Milieus als regionalen Anfälligkeiten für völkischen Nationalismus. Hier antworten die rechten Parteien und auch die AfD mit der Mobilisierung von „affektiven Angeboten“ (78). Weiter geht es um Fragen ethnischer Bedrohungsgefühle gegenüber Geflüchteten am Beispiel von Hamburger Wohngebieten und um den Zusammenhang von „Gentri­fi­zierungsverlierer*innen“ bzw. aufkommenden Ängsten vor sozialer Abwertung und Zustimmung zur AfD. Die Wirkungen digitaler Medien zwischen „Netz und…

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Der Autor

Prof. em. Dr. Benno Hafeneger lehrte und forscht an der Philipps-Universität Marburg zu „Jugend und außerschulische Jugendbildung“ und ist Mitglied der Journal-Redaktion.

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