Politische Jugendbildung – digital, hybrid, analog

Zu einem Austausch über Erfahrungen mit digitalen und hybriden Formaten, Ansätzen und Methoden in der politischen Jugendbildung hatte die GEMINI (Gemeinsame Initiative der Träger Politischer Jugendbildung im bap) am 26. September 2022 nach Berlin eingeladen. Es sollte der Frage nachgegangen werden, wie sich die Corona-Pandemie auf die Gestaltung von Lernprozessen und -orten ausgewirkt hat. Denn unter den Bedingungen der Pandemie erlebte die politische Bildung einen immensen Digitalisierungsschub. Der Fachtag hatte die Funktion, diesen erzwungenen, eilig in Angriff genommenen und teilweise stolpernden Wechsel ins Digitale reflexiv und konzeptionell einzuholen, verschiedene Settings und Formate genauer in den Blick zu nehmen und nach der Qualität einer digitalen politischen Jugendbildung zu fragen.

Zwar wurde schon seit einigen Jahren mit digitalen Medien und Tools in der politischen Jugendbildung gearbeitet, doch während der Pandemie wurden Einrichtungen zeitweise geschlossen. Durch die Vorgabe einer physischen Distanz waren digitale Wege die einzige Möglichkeit, mit den Adressat*innen politischer Bildung in Kontakt zu bleiben und sie mit Angeboten zu erreichen.

Digital Citizenship Education
Mit einem Vortrag zum Thema „Digital Citizenship Education“ leitete Dr. Steve Kenner (Freie Universität Berlin) den Fachtag ein. Seine zentrale These war, dass sich politische Bildung sowohl mit dem Thema der Digitalität der Gesellschaft als auch mit der Digitalisierung des eigenen Arbeitsfelds und ihren Folgen beschäftigen muss. Besondere Relevanz für politisches Lernen habe der in Verbindung mit den digitalen Medien erfolgte Wandel der Öffentlichkeit. Menschen seien nun Empfänger und Produzenten von Informationen; Phänomene wie Fake News und Hate Speech würden in den Sozialen Medien enormen Raum einnehmen, es gebe ungleiche Zugänge zu digitalen Medien und Menschen hätten ungleiche Kompetenzen damit umzugehen. Er problematisierte die Rolle der privatwirtschaftlichen Tech-Konzerne und eine von Algorithmen beeinflusste digitale Kommunikation. In der politischen Bildung müssten Macht- und Herrschaftsverhältnisse im digitalen Raum analysiert, der Umgang mit digitalen Tools erlernt und die eigenen Methoden reflektiert werden. Zudem wäre es wichtig, sich auch im digitalen Raum der Prinzipien politischer Bildung zu vergewissern (insbesondere Überwältigungsverbot). 

Er erläuterte das Konzept der „Digital Citizenship Education“, das technische, ethische und politisch bildnerische Perspektiven umfasst. Ziel sei, die Menschen zur selbstbestimmten Nutzung digitaler Medien zu befähigen. Es gehe um Kompetenzen zum reflektierten Umgang mit digitalen…

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Der Autor

Klaus Waldmann, Dipl. Päd., Berlin

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