Politische Bildung in der gewerkschaftlichen Arbeitswelt

PECO (Pays de l’Europe centrale et orientale) engagiert sich gemeinsam mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für eine nachhaltige Bildung. In enger Zusammenarbeit führen wir Projekte, Seminare und Veranstaltungen zu den Themen Nachhaltige Entwicklung, Demokratiebildung, Entwicklung der Arbeit und Ländlicher Raum auf nationaler und europäischer Ebene durch.

In unserem Beitrag wollen wir den Blick auf die Voraussetzungen für gewerkschaftliche Bildungsangebote richten und auf die Hürden für uns Bildungsanbieter*innen, aber auch für unsere potenziellen Teilnehmenden hinweisen. Jeder Antrag auf Projektförderung und/oder Drittmittel beginnt mit einer Situationsanalyse, die zwangsläufig herausstellt, dass es so schlimm noch nie um die Gesellschaft bestellt gewesen sei. Förderprogramme und auch kommunale Förderentscheide bewerten Projektskizzen von Bildungsprojekten als besonders förderfähig, welche die viel zitierten Feuerwehreinsätze durchführen oder aber auch als besonders marginalisiert wahrgenommene Personen als Zielgruppe ins Visier nehmen. Sowohl im Feld der Sozialen Arbeit, als auch bei Projekten der politischen Erwachsenenbildung, liegt – der Förderlogik entsprechend – der Fokus auf vermeintlich bildungsbedürftigen Gruppen. Hierbei stets mit dem Leitsatz der Subsidiarität versehen, geht es darum, „bildungsferne“/migrantisierte/„andere“ zu demokratisieren und an die „Mitte“ anzunähern.

Zeitgleich wird medial und politisch regelmäßig die „Spaltung der Gesellschaft“, ein „Abrutschen“ bestimmter Gruppen oder auch ein „Stimmungsumbruch“ beschworen. Damit einher geht das Postulat, dass Ängste vor dem Verlust von Status und zu schnellen Veränderungen die bisherige „demokratische Mitte“ dazu verführen, demokratiefeindliche Aussagen zu tätigen und Parteien aus dem rechten Spektrum ihre Stimme zu geben.

Es muss jedoch die Frage gestellt werden, was an welcher Stelle gespalten oder umgebrochen wird, denn dass wir in der Bundesrepublik zu einem bestimmten Zeitpunkt/in einer bestimmten Ära in einer diskriminierungsärmeren Zeit gelebt haben, ist nicht der Fall. Die im Fokus der Abwertung stehende Personengruppe ändert sich von Zeit zu Zeit und ist abhängig von den aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Die Masterkategorien im Bereich von Diskriminierung und Ausgrenzung sind nach wie vor Race, Class und Gender (also Hautfarbe, soziale Herkunft und Geschlecht). Einige Schlaglichter aus den vergangenen Jahren: Heitmeyer u. a. hielten im Jahr 2008 in ihrer Studie den Trend zur Abwertung von Langzeitarbeitslosen fest, was als eine Folge der Einführung der Harz-Reformen gelesen werden musste. Mit dem Jahr 2015 wurde antimuslimischer Rassismus besonders virulent und mit Beginn der Coronapandemie gab es einen starken Anstieg antisemitischer und antiasiatischer Vorfälle zu verzeichnen.

Gewerkschaftliche Projekte zur…

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Die Autorin

Mareike Vorpahl für das Team Demokratiebildung im PECO-­Institut e. V.

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