Kinder- und Jugendbeteiligung auf dem Vormarsch

Die Konjunktur von Kinder- und Jugendbeteiligung wird oft auch als eine Chance für die politische Bildung verstanden. Mit ihr soll der behaupteten Politikverdrossenheit entgegengewirkt sowie zur Persönlichkeitsentwicklung und der Bildung eines politischen Bewusstseins beigetragen werden. Mitbestimmung, Partizipation und Beteiligung leben als Begriffe von ihrem sympathischen Charakter, durch den betont wird, dass hier Menschen mitgestalten oder teilhaben dürfen. Wie aber werden die Interessen von Kindern und Jugendlichen in den Beteiligungs- und Partizipationsmodellen aufgegriffen und welche Vorstellung von Politik vermitteln diese?

Partizipation und Beteiligungsmodelle sind auf dem Vormarsch! Nicht nur wurde letztes Jahr vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente ins Leben gerufen, sondern auch die von der Bundesregierung 2019 beschlossene Jugendstrategie hat sich die „direkte, sichtbare und wirkungsvolle Beteiligung junger Menschen“ (S. 17) zum politischen Auftrag gemacht. Und die neue Bundesregierung will laut ihrem Koalitionsvertrag ebenfalls „selbstbestimmte Kinder- und Jugendparlamente und Beteiligungsnetzwerke stärken“ (S. 98). Auf der Seite der Träger entstehen Netzwerke für die Kinder- und Jugendbeteiligung, wie das BundesNetzwerk Kinder- und Jugendbeteiligung, welche einerseits dem fachlichen Austausch dienen und andererseits Lobbyarbeit für die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendliche betreiben. Besonders im Fokus stehen Programme und Projekte auf kommunaler Ebene, welchen unterstellt wird, nah an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen zu sein. 

Kinder- und Jugendbeteiligung als Form politischer Bildung – Politische Bildung als Element von Kinder- und Jugend­beteiligung 
Beteiligung und Partizipation ist nach Auffassung der Kommission für den 16. Kinder- und Jugendbericht (KJB) ein wichtiger Aspekt politischer Bildung. Vor allem in den Dimensionen ‚Demokratie als Bildungsstruktur‘ und ‚Demokratie als Erfahrung‘ lassen sich Momente entdecken, die in den verschiedenen Formen der Kinder- und Jugendbeteiligung ihren Ausdruck finden sollen. Der KJB sieht zudem in Kinder- und Jugendbeteiligung (als Kinder- und Jugendparlamente) auch eine unterschätzte Form der politischen Bildung. 

Politische Bildung will diese Beteiligungs- und Partizipationsprozesse begleiten. Sie ist die Grundlage dafür, Kindern und Jugendlichen politisches Geschehen begreifbar zu machen und soll durch Reflexion die Partizipationserlebnisse als Erfahrung ins Bewusstsein heben. Tendenziell wird sie dabei auf das Wissen über demokratische Strukturen reduziert. Zwar bekommen Kinder und Jugendliche als Expert*innen ihrer Lebenswelt die Möglichkeit, ihre Wünsche und Vorstellungen zu präsentieren und manchmal auch durchzusetzen, die inhaltliche Bildung zu den Fachthemen, zu denen sie mitbestimmen sollen,…

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Der Autor

David Pape wohnt und arbeitet in Hamburg. Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Referent für Kinder-, Jugend- und Bildungspolitik im Bundesvorstand der SJD – Die Falken, ist er als Lehrer für Sozialpädagogik und Politik an einer Berufsschule tätig.

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