Abgehängte Jugendliche in der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie beschäftigt Menschen weltweit nun bereits seit mehr als zwei Jahren. Viele sehen ihre wirtschaftliche Existenz bedroht und blicken sorgenvoll in die Zukunft. Die aktuelle Situation hat neben den wirtschaftlichen Konsequenzen jedoch auch äußerst negative Auswirkungen auf die Psyche vieler Menschen. Zukunftsängste, Perspektivlosigkeit und sozialer Rückzug sind dabei nur drei Aspekte. Trotz aller gelebten und zu begrüßenden Solidarität konnte die zunehmende Abkehr vom politischen System, wachsende Radikalisierung und die Hinwendung zu extremistischen Positionen und Verschwörungstheorien beobachtet werden. Bestehende soziale Problematiken wurden durch die Pandemie weiter verschärft. Besonders muss auf die Situation von Kindern und Jugendlichen aufmerksam gemacht werden. Jeder vierte junge Mensch im Alter von 18 bis 24 Jahren ist akut von Armut bedroht. Darüber hinaus erhalten 50 % keinen Ausbildungsplatz und auch die Zahlen von Schulabsentismus und nicht erreichten Schulabschlüssen steigen rapide an. Laut Robert-Koch-Institut weisen etwa 20 % der Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten auf. Der Jugendsozialarbeit kommt eine besonders hervorgehobene Rolle zu, um einer weiteren Marginalisierung dieser jungen benachteiligten Menschen entgegenzuwirken.

Selbstverständlich reicht es nicht aus, den Fokus allein auf die Schule zu legen, um sogenannte „Lernrückstände“ aufzuholen. Durch die enormen Einschränkungen im Alltag ist es auch dringend notwendig, attraktive Freizeitangebote für junge Menschen zu schaffen, um den beschriebenen Problemstellungen begegnen zu können. Der diesjährige Bundestagswahlkampf zeigte außerdem deutlich, dass politische Akteur*innen die Inklusion junger Menschen in Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe offenbar nicht als drängendes Problem ansehen. 

Durch die pandemische Situation werden auch Mängel moderner Jugendsozialarbeit sichtbar. Besonders deutlich wird dies in den Bereichen politische Bildung, Digitalisierung und Multiprofessionalität. Konkret bedeutet das, dass der Zugang zu digitalen Bildungs- und Beratungsangeboten besonders für benachteiligte junge Menschen erschwert bzw. nicht möglich ist. Zudem befördert mangelnde demokratische bzw. politische Bildung die Hinwendung zu rechtsextremistischen und verschwörungstheoretischen ‚Weltanschauungen‘. Viele Jugendliche sind verunsichert, an wen sie sich wenden können, und ziehen sich im Zweifel oftmals zurück, statt Hilfsangebote anzunehmen.

Politische Bildung in der Jugendsozialarbeit
Es wurde bereits erwähnt, dass die Inklusion junger Menschen insbesondere in Bezug auf Partizipation und Teilhabe am gesellschaftlichen Geschehen im diesjährigen Bundestagswahlkampf nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Dies steht im deutlichen Gegensatz zu Forderungen des 16. Kinder- und Jugendberichts. Unter der Prämisse „Förderung…

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Der Autor

Mathis Diemer, M.A. Politikwissenschaft, ist Referent für Jugendsozialarbeit in der zentralen Geschäftsstelle des Internationalen Bundes (IB), Frankfurt/M.

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